Der Ekel
, des -s, plur. car. 1) Eigentlich, diejenige unangenehme
Empfindung, welche vorher gehet, wenn man sich übergeben will; die
Übelkeit. Einen Ekel bekommen. Der Ekel ist wieder vergangen. Jemanden
einen Ekel verursachen, eine Neigung zum Erbrechen bey ihm erregen. Noch mehr
aber, 2) in weiterer Bedeutung, ein sinnlicher Abscheu gegen solche
Gegenstände, welche durch den Geschmack und Geruch empfunden werden, weil
sie ein Erbrechen, folglich auch einen Ekel in der eigentlichen Bedeutung,
erregen können. Einen Ekel vor gewissen Arten von Speisen haben. Einen
Ekel vor etwas bekommen. Dieser Ekel entstehet nicht nur von gewissen dem
Geschmacke und Geruche widerwärtigen Dingen, sondern auch von einem
Übermaße der Sättigung, weil man sich auch bis zum Ekel satt
essen kann, so daß man von allen Arten von Speisen einen Ekel empfindet.
Vermöge einer sehr gewöhnlichen Verbindung der Begriffe können
auch Gegenstände, die durch das Gesicht, durch das Gefühl und durch
das Gehör empfunden werden, einen Ekel erwecken. Körper, welche
widerwärtig weich anzufüllen sind, häßliche, scheusliche
Gegenstände für das Gesicht, öftere Mißtöne und lauter
Consonanzen können figürlich gleichfalls einen Ekel erwecken;
obgleich in Ansehung des Gehöres die Figur ein wenig hart zu seyn
scheinet. Bis zum Ekel häßlich seyn. Jemanden mit Ekel ansehen. In
allen diesen Fällen druckt Ekel den hohen Grad eines sinnlichen Abscheues
aus. Nach einer noch weitern Figur, gebraucht man dieses Wort, 3) auch von
einem hohen Grade des geistigen Abscheues, des Unwillens, Widerwillens. Und
meine Seele wird an euch Ekel haben, 3 Mos. 26, 30. Daß ihre Seele an
meinen Satzungen Ekel gehabt hat, V. 43. Darum hatte er einen Ekel wider
Israel, 1 Kön. 11, 25. Doch ist die Wortfügung mit den
Vorwörtern an und wider im Hochdeutschen ungewöhnlich. 4) Ein
Gegenstand, welcher sinnlichen, noch mehr aber geistigen Ekel erwecket. Dein
Betragen, deine Aufführung ist mir ein Ekel.Anm. Im Nieders. lautet dieses
Wort Ekern, bey dem Pictorius Erkung, der auch das Beywort erklich, für
ekelig, und das [
1781-1782] Zeitwort erkeln, für Ekel
erwecken, hat. Die Neigung zum Erbrechen ist wohl die erste Bedeutung dieses
Wortes, und da kann es figürlich als eine Onomatopöie angesehen
werden. Doch lässet es sich auch zu der zahlreichen Familie des Wortes Eg,
Eck, rechnen, da es denn die stechende oder drückende Empfindung
ausdrücken würde, welche man bey dem Ekel in dem Magen empfindet,
S. Ekeln und Jucken. Die Endsylbe -el ist bloß die
Ableitungssylbe. In der heutigen Bedeutung kommt es bey den alten
Schriftstellern nicht vor, indem diese Mazleidi, von Mazze, Speise, Unwille u.
s. f. für Ekel, und maßleidig, unwillig, für Ekel empfindend
gebrauchen. Dagegen findet sich von des Kero Zeiten an Ege, Ekiso Egiso, sehr
häufig für Schrecken, egan, für schrecken, drohen, egebare,
ekislih, für fürchterlich, schrecklich. Ob auch das Hebr. -
hier nichtlateinischer Text, siehe Image - und -
hier nichtlateinischer Text, siehe Image - ,
ekeln, und -
hier nichtlateinischer Text, siehe Image - , der Ekel, hierher gehöret, mögen andere entscheiden.
Ist Eckel eine Nachahmung des mit der Neigung zum Erbrechen verbundenen
Schalles, so sind sie gewiß verwandt. Was die Rechtschreibung dieses
Wortes betrifft, so lautet das erste E im Hochdeutschen durchgängig wie
ein gedehntes Ä. Es ist also unrichtig, wenn man es, wie häufig
geschiehet, Eckel schreibet, dieses würde ein geschärftes E voraus
setzen. [
1783-1784]