Eisern
, adj. et adv. von Eisen, aus Eisen verfertiget. 1. Eigentlich.
Eiserne Ketten. Ein eiserner Ring. Ein eiserner Ofen u. s. f. Das Gitter ist
eisern. 2. Figürlich. 1) Fest, dauerhaft, im gemeinen Leben. Ein eisernes
Pferd, welches alle Beschwerlichkeiten ertragen kann. 2) Im gemeinen Leben
werden diejenigen Dinge, welche bey einer Sache unveränderlich und
beständig bleiben, und wenn sie verderben, wieder hergestellet werden
müssen, eisern genannt. Eisernes Vieh, eiserne Pferd, eiserne Kühe,
welche als Stücke des Inventarii zu einem Gute u. s. f. gehören, und
von dem Besitzer bey dessen Abtritte wieder mit eingeliefert, oder an deren
Stelle andere Stücke von eben der Güte angeschaffet werden
müssen. Dergleichen Vieh wurde schon im mittlern Lateine Bestia ferri, im
Franz. aber ehedem Beste de fer genannt. So auch eisernes Geschirr, eiserne
Werkzeuge, eisernes Geräth u. s. f. welche Dinge im gemeinen Leben auch
Inventarien-Stücke genannt werden, ehedem aber auch stählernes Vieh,
stählernes Geräth u. s. f. hießen. Daher der eiserne Brief, eine
Urkunde, worin sich jemand anheischig macht, die ihm anvertraueten Stücke
in eben dem Zustande wieder abzuliefern. Auf ähnliche Art sind an einigen
Orten, z. B. zu Straßburg und Frankfurt eiserne Knechte oder Eisenknechte,
eine Art unzünftiger Bader, welche an dem Orte, wo sie einmahl sind,
bleiben müssen, und nicht wandern können, auch nur für geringe
Leute kleine Badstuben halten, daher sie in den gemeinen Mundarten auch nur
Stüblesbader heißen. 3) Ein eiserner Pacht, ist in einigen Gegenden
ein Pacht auf sehr lange Zeit, der einem Erbpachte sehr nahe kommt. 4) Ein
eiserner Brief, eine Urkunde, worin der Landesherr einen verschuldeten
Unterthan auf einige Zeit wider seine Gläubiger in Schutz nimmt, und ihn
dadurch gleichsam eisern, d. i. unverletzlich macht; ein Anstandsbrief, Literae
moratoriae, Von einem solchen in Schutz genommenen Schuldner pflegt man auch
wohl zu sagen, er sey eisern geworden. 5) Die eiserne Zeit, das eiserne
Jahrhundert, bey den Dichtern der Griechen und Römer, das vierte
schlechteste Alter der Welt, welches auf das eherne folgte. In weiterer
Bedeutung in der dichterischen Schreibart, eine schlechte, unfruchtbare,
traurige Zeit.
Wie eisern sind doch ohne dich die Zeiten, O Jugend, holde
Führerinn! Haged. - Freund, unsre Zeit von EisenIst sehr an Menschen arm,
obgleich sehr reich an Weisen, Gieseke.
6) Fühllos. Ein eisernes Herz haben, ein
unempfindliches, grausames.Anm. Dieses Wort lautet schon bey dem Isidor, Kero,
und in dem alten Gedichte auf den h. Anno isarn, isirn. Es ist von dem
Hauptworte Isar, welches ehedem für Eisen üblich war, ganz
regelmäßig gebildet, daher Frischens Tadel hier sehr unzeitig ist.
Von dem Hauptworte Eisen kommt bey dem Ottfried, Notker, Stryker und andern
auch das Beywort ilinin, iseninro, eisnein, eyßnin, vor, welches in den
gemeinen Mundarten Oberdeutschlandes noch vorkommt, eisene Riegel, im
Hochdeutschen aber ungewöhnlich ist. [
1775-1776]