Einzeln
, adj. et adv. von dem Zahlworte Ein. 1. Nur Ein Mahl vorhanden.
1) Eigentlich; theils in der schärfsten Bedeutung, was überhaupt nur
Ein Mahl da ist, für einzig. Gott ist ein einzelnes Wesen. Gott hat nur
eine einzelne Welt erschaffen. Welcher Gebrauch zwar im Oberdeutschen, aber
nicht im Hochdeutschen üblich ist. Theils in weiterer Bedeutung, was unter
gewissen Umständen nur Ein Mahl vorhanden ist. Es soll kein einzelner
Zeuge wider jemand auftreten, 5 Mos. 19, 15; nicht ein Zeuge allein, im
Gegensatze mehrerer Zeugen. wenn zwey bey einander liegen, wärmen sie
sich; wie kann ein einzelner warm werden? Pred. 4, 4. Daß du die
Midianiter schlagen sollst, wie einen einzelnen Mann, Richt. 6, 16. Ein
einzelnes Ding, ein Individuum, oder ein Ding, welches so wohl in dem, was es
an sich hat, als in dem, was ihm von außen in Ansehung anderer Dinge
zufällt, bestimmt ist. Als ein Nebenwort wird es in dieser Bedeutung wohl
nicht leicht vorkommen. 2) Figürlich. (a) Allein, frey stehend, von andern
Dingen seiner Art abgesondert. Mitten im Walde liegt ein einzelnes Haus. Das
Haus liegt vor dem Thore ganz einzeln. Einzelne Zahlen, welche allein
stehen;zuweilen auch, obgleich eben nicht auf die beste Art, Einer, Einheiten.
Es regnet nicht, es fallen nur einzelne Tropfen. (b) Einfach, doch nur in
einigen gemeinen Mundarten, im Gegensatze des doppelt, dreyfach u. s. f. Der
Zeug liegt einzeln. (c) Einsam, verlassen, doch nur in der Deutschen Bibel. Ich
bin unfruchtbar, einzeln, vertrieben und verstoßen, Es. 49, 21. (d) Ein
einzelner Mensch, eine einzelne Person, eine Person, die theils unverheirathet
ist, theils keine oder doch wenige Hausgenossen, Bedienten u. s. f. hat. In
diesem Verstande gebraucht schon Ottfried einluzzo für unverheirathet. (e)
Einzelnes Geld, im gemeinen Leben, Ausgebegeld, Münze, im Gegensatze des
harten oder ganzen Geldes. Ich habe kein einzelnes Geld bey mir. 2. Einer nach
dem andern, ein vertheilendes Zahlwort. Und dauchten ihm als wärens
einzelne Tage, 1 Mos. 29, 30; die sieben Jahre verstrichen ihm so geschwinde
hinter einander, als wenn es Tage gewesen wären. Am häufigsten als
ein Nebenwort. Einzeln nach einander will ich sie vor dir her ausstoßen, 2
Mos. 23, 30. Sie kommen ganz einzeln. Einzeln gehen.Anm. Im Nieders. lautet
dieses Wort enteln, bey dem Ottfried einzen, und bey dem Notker als ein
Nebenwort einzent, in den späten Zeiten einzeling. Die eigentliche
Bedeutung der Endsylbe ist so ausgemacht noch nicht. Frisch hält das Wort
entweder für das Diminut. von eins, oder glaubt, daß es nach dem
Muster von doppelt gebildet sey. Beyde Muthmaßungen sind zu gezwungen.
Eher könnte man noch glauben, daß zel aus Zahl zusammen gezogen sey.
Die ältesten Oberdeutschen Schriftsteller, wie Kero und Ottfried,
gebrauchen für einzeln auch einluzzo und einluzlih, welches in
Oberdeutschland, besonders in Oberschwaben, noch nicht veraltet ist, wo man
noch zuweilen einletzig höret. Im Oberdeutschen lautet einzeln, so fern es
ein Beywort ist, ohne n, einzel, einzele Person, ein einzeler Mensch, welches
auch wohl einige Hochdeutsche nachahmen. Einzelig für einzeln, und das
Hauptwort die Einzeligkeit, sind gleichfalls nur in Oberdeutschland
üblich. [
1763-1764]