Der Einsiedler
, des -s, plur. ut nom. sing. von dem Zahlworte Ein, der allein,
von andern seiner Art abgesondert, wohnet. In Baiern werden die großen
Bauern oder Vollbauern Einsiedler, und ihre Höfe Einöden genannt,
weil sie gemeiniglich weit von den Dörfern entlegen sind. 1) In engerer
Bedeutung, der aus Andacht oder natürlicher Neigung zur Einsamkeit, allein
an einem wüsten Orte lebet, dergleichen Einsiedler sich noch zuweilen in
der Römischen Kirche finden; Anachoreta, Eremita, und in den gemeinen
Mundarten, besonders Oberdeutschlandes, ein Waldbruder, weil sie sich
vornehmlich in den Wäldern aufzuhalten pflegen. Er lebt wie ein
Einsiedler.
S. Eremit. 2) Eine Art Brachvögel, welche einsam
lebet, und besonders in der Schweiz angetroffen wird,
S. Bergeremit. 3) Eine Art Krebse, welche den
Taschenkrebsen ähnlich siehet, lange und schmale Scheren, einen breiten
Schild, und einen weichen, durchsichtigen, ganz nackten Hintertheil hat, den er
in ledige Schneckenschalen verbirgt, und solche überall mit sich herum
führet. Weil er nun auf diese Art in einer fremden Wohnung einsam lebet,
so hat man ihm die Nahmen der Einsiedler und Soldat gegeben. Indessen wird er
auch Cuman und Cumaner genannt.Anm. Kero nennet einen Einsiedler bald
Einchoraner, vermuthlich nach dem griech. Anachoreta, bald Vualdlihher, einer
der in Wäldern lebet, ein Waldbruder. Allein bey dem Notker kommt schon
das Wort Einsideli vor. Ein ist das Zahlwort, welches hier noch so viel als
allein bedeutet. Die zweyte Hälfte dieses Wortes ist von dem alten Worte
Siedel, ein Sitz, eine Wohnung;
S. dieses Wort. Das Hauptwort die Einsiedel, eine
einsame Wohnung, ist nur noch in einigen eigenthümlichen Nahmen
üblich. [
1747-1748]