Dürre
, -r, -ste, adj. et adv. aller nöthigen Feuchtigkeit im
Innern beraubt, besonders so fern selbiges durch die Wärme geschiehet. 1.
Eigentlich, 1) in leidender Bedeutung allein. Dürre, d. i. gedörrete,
Feigen, Äpfel, Pflaumen, Blumen, Kräuter u. s. f. Dürres Obst.
Der Boden ist bey der langen Hitze außerordentlich dürre geworden.
Wie eine Wurzel aus dürrem Erdreiche, Jes. 53, 2. In einem trocknen und
dürren Lande, da kein Wasser ist, Ps. 63, 2. Besonders, der zum Leben und
Wachsthum nöthigen Feuchtigkeit beraubt. Sieben dürre Ähren,
dünne und versengt, 1 Mos. 41, 23. Ein dürrer, verdorreter, Baum. Ein
dürres Jahr, ein dürrer Sommer, dem es an aller nöthigen
Feuchtigkeit mangelt. Die dürrsten Anger werden bunt, Hall. Einen hohen
Grad der dürren Beschaffenheit mancher Körper auszudrucken, gebraucht
man im gemeinen Leben auch die zusammen gesetzten Ausdrücke
beindürre, knochendürre, scherbendürre, klapperdürre, u. s.
f. 2) In leidender und thätiger Bedeutung zugleich, dörrend,
dürre machend. Ein dürrer Wind, der nicht nur selbst dürre ist,
sondern auch den Erdboden ausdörret. Es kommt ein dürrer Wind
über dem Gebürg her, Jer. 4, 11. Ein dürrer Ostwind, Jon. 4, 8.
2. Figürlich. 1) Wegen Mangel der nöthigen Feuchtigkeit unfruchtbar.
Eine dürre Einöde, 5 Mos. 32, 10. 2) Mager,mit wenig Fett und Fleisch
versehen. Ein dürrer Mensch. 3) Alles Schmuckes beraubt, von Worten,
Ausdrücken. Etwas mit dürren Worten sagen, gerade heraus, ohne
Umschweife und Einkleidung. Und sagte dürre heraus, 2 Macc. 6, 23.
Jemanden die dürre Wahrheit sagen.
Ein Schulfuchs sucht mit dürren Gründen Den Beyfall
aller Welt zu finden, Haged.
Anm. Dieses Wort, welches den meisten Niedersachsen unbekannt
ist, lautet bey dem Ulphilas thaursus, bey dem Ottfr. thurr, bey dem Notker
durri, in dem Fragmente eines Gedichtes auf Carls des Großen Feldzug bey
dem Schilter thuorre, im Angels. dyrre, im Holländ. dorre, im Schwed.
torr, im Isländ. thorr. Ursprünglich hat es wohl heiß bedeutet,
indem die Dürre eine Wirkung der Hitze ist. Dem Festus zu Folge sagten
auch die ältesten Lateiner torrus für dürre, daher man das
Latein. torrere, torridus, und das Griech. -
hier nichtlateinischer Text, siehe Image - , -
hier nichtlateinischer Text, siehe Image - , trocknen, -
hier nichtlateinischer Text, siehe Image - , wärmen, aus
keiner andern Quelle leiten kann. Selbst im Hebr. ist -
hier nichtlateinischer Text, siehe Image - torruit.
S. Trocken. Nach einer sehr gewöhnlicher
Verwechselung des s und d, ist aus diesem Worte das Nieders. sor, dürre,
saftlos, entstanden. Ein sorer Ast, ein sorer Baum, ein dürrer Ast, ein
dürrer Baum. Ein sorer Wind, ein dürrer Wind, der das Land aussoret;
woraus einige Hochdeutsche sauer und aussauern gemacht haben. Mit diesem sor
und soren kommt das Griech. -
hier nichtlateinischer Text, siehe Image - und -
hier nichtlateinischer Text, siehe Image - sehr deutlich überein. [
1619-1620]