Durchlauchtig
, adj. 1) * Glänzend einen durchdringenden Glanz habend;
welche Bedeutung aber längst veraltet ist.
Owe suesser mund durlühtig rot, Gottfr. v. Nisen.Ir
durlühtig rotermund, Markgr. Otto v. Brandenb.
2) * Berühmt, eine gleichfalls veraltete Bedeutung.
Dieß durchlauchtigost Werk der ganczen heyligen geschrifft genandt die
Bibel, u. s. f. heißt es noch in der Nachschrift zweyer zwischen den
Jahren 1470 und 1477 zu Augsburg gedruckten Deutschen Bibeln. 3)
Gegenwärtig ist dieses Wort nur noch ein Ehrentitel fürstlicher
Personen, welchen sie sowohl von höhern, als auch von ihres Gleichen und
niedrigern Personen erhalten. Der Durchlauchtige oder Durchlauchtigste
Fürst. Durchlauchtigster Her-zog. Durchlauchtigste Churfürstinn. Die
Durchlauchtigsten Prinzen.Unterthanen und Privatpersonen gebrauchen das
Adjectiv Durchlauchtig nur noch gegen neufürstliche Personen, obgleich
auch diese, wenigstens von ihren Unterthanen, gemeiniglich den Superlativ
Durchlauchtigst bekommen. Churfürsten, Herzoge und altfürstliche
Personen werden von Geringern jederzeit im Superlativo, Könige und Kaiser
aber mit Allerdurchlauchtigst angeredet.Was den Gebrauch dieses Titels von
Höhern gegen Fürsten, und von diesen gegen einander selbst betrifft,
so ist derselbe in dem Deutschen Reiche größten Theils durch
Verträge oder durch das Herkommen festgesetzet. Der Kaiser, die
Könige Europens, und die Churfürsten geben den meisten
Reichsfürsten den Titel Durchlauchtig; nur der König von Preußen
nennt die alten Fürsten kraft eines besondern Vertrages Durchlauchtigst.
Die neuen Fürsten erhalten von den altfürstlichen Häusern
gleichfalls nur den Titel Durchlauchtig.Den Superlativ Durchlauchtigst geben
der Kaiser, die Churfürsten, und einige alte Fürsten den
Königen; die Könige, und seit der Capitulation von 1711 auch der
Kaiser, den weltlichen Churfürsten, ingleichen denjenigen geistlichen
Churfürsten und Fürsten, welche geborne Fürsten sind. Die
Reichsfürsten unter, sich geben sich diesen Titel gleichfalls.In der
ehrerbiethigen Schreibart werden Durchlauchtig und Durchlauchtigst zuweilen
für fürstlich gebraucht. Es waren bey dieser Feyerlichkeit viele
durchlauchtige Personen zugegen. Durchlauchtig für durchsichtig, ein
durchlauchtiges Haus, ist ein niedriger Scherz.Anm. Dieser Titel ist nach dem
Muster des Latein. Illustris und Illustrissimus gebildet, der so wie der
Deutsche ehedem ein Beywort der Kaiser und Könige war; dagegen
Fürsten nur Hochgeborne hießen. Erst 1659 geboth der Herzog von
Meklenburg-Schwerin seinen Unterthanen, ihn nicht mehr Hochgeboren, sondern
Durchlauchtigst zu nennen. Ehe Durchlauchtig und Durchlaucht durch den Gebrauch
mit Ausschließung anderer Ausdrücke eingeführet wurden, waren
dafür auch klar und lauter, und im Abstracto Klarheit und Lauterkeit
üblich, nach dem Muster des Lat. Serenus, Serenissimus und Serenitas. So
wird in der im Jahre 1384 unterzeichneten Vorrede des Deutschen Nationale
Erzherzog Albert III. von Österreich von dem Verfasser Ewr Clarhait und
Ewr Lauterchait angeredet.
S. auch Erlaucht. Durchläuchtig und Durchleuchtig
kommen zwar der Abstammung von durchleuchten näher, sind auch in einigen
Gegenden wirklich üblich; allein in den Kanzelleyen und in den meisten
Hochdeutschen Schriften hat doch die alte Oberdeutsche Form noch immer den
Vorzug behalten. [
1595-1596]