Der Dinstag
, richtiger Dinstag, des -es, plur. die -e, der dritte Tag in
der Woche. Auf den Dinstag will ich zu dir kommen. Ich sahe ihn Dinstags
früh.Anm. Im Nieders. heißt Tag Dingsdag, im Holländ. Dijnsdagh,
Dyensdagh, Dyssendagh, im Dän. Tijsdag, im Schwed. Tisdag. im Angels.
Tuesdaeg, Tiwesdaeg, im Engl. Tuesday, im Isländ. Tyrsdaeg. Über den
Ursprung dieser Benennung hat man allerley, zum Theil sehr verschiedene
Muthmaßungen gehabt. Einige haben sie durch Dingstag erkläret, wil
die Alten an diesem Tag Ding oder Gericht zu halten pflegten; andere haben sie
dagegen von Dienst ableiten wollen, weil die Dienste, d. i. die Zinsen und
Gülten, an diesem Tage bezahlet werden müssen. Allein daß beyde
Verrichtungen vorzüglich diesem Tage eigen gewesen, ist noch unerwiesen.
Da alle übrige Wochentage nach dem Beyspiele der Latein. Benennungen von
den Planeten entlehnet sind, der Dinstag aber im Lateinischen von dem Mars
benannt worden, so ist sehr wahrscheinlich, daß auch der Deutsche Nahme
eben dieselbe Bedeutung habe. Über dieß hat Ihre sehr deutlich
gewiesen, daß der Mars bey den alten Angelsachsen Tuu und Tug, im Genit.
Tuues geheißen habe. Eigentlich sollte dieser Tag im Deutschen Distag oder
Duestag heißen; allein man hat noch andere Beyspiele, da das n vor dem s
bloß von der nieselnden Mundart eingeschaltet worden. Was diese Ableitung
bestätiget, ist, daß der Nahme Dinstag ehedem nur dem nördlichen
Deutschlande eigen war. Im Oberdeutschen hieß dieser Tag Erichtag, Ertag,
und in einigen Gegenden führet er diesen Nahmen noch. Erich ist aber auch
nichts anders als der Oberdeutsche Nahme des Kriegesgottes Mars. In
Oberschwaben wird dieser Tag auch der Aftermontag genannt. Die Schreibart
Dienstag gründet sich bloß auf die unrichtige Ableitung von dem Worte
Dienst. Die Aussprache erfordert deutlich genug ein kurzes, und kein langes
i. [
1501-1502]