Der Caliber
, des -s, plur. ut nom. sing. ein Wort, welches in verschiedenen
Künsten und Handwerken sehr oft vorkommt, undtheils eine gewisse Dicke und
deren maß, theils aber auch ein Werkzeug bedeutet. 1) Im ersten Falle wird
es in der Geschüßkunst von dem Durchschnitte der Ründung und der
Weite eines Feuergewehres, und von dem Durchschnitte der Kugel gebraucht, und
alsdann ist es zugleich das Maß, nach welchem alles übrige an einem
Geschütze seine verhältnißmäßige Größe
bekommen muß. Eine Kanone, ein Geschütz von einem großen
Caliber, welches eine weite Seele hat, und daher eine große Kugel
schießt. Daher, der Caliber-Stock, des -es, plur. die -Stöcke, ein
Maßstab, nach welchem man die zu einem jeden Stücke gehörigen
Kugeln finden und bestimmen kann; Calibriren, verb. reg. act. mit dem
Caliber-Stocke oder auf andere Art das Maß der Mündung eines
Stückes, oder den Durchmesser einer Kugel finden. In der Baukunst wird das
Wort von der Dicke der Säulen gebraucht. Säulen von gleichem Caliber,
welche einerley Dicke haben. 2) In andern Fällen dienet dieses Wort auch
zur Bezeichnung eines Werkzeuges. bey den Büchsenmachern ist der Caliber
eine starke stählerne Platte mit Feilenhieben auf einer der breiten
Seiten, die unterste Fläche des Schraubenkopfes derjenigen Schraube,
welche den Hahn am Schloßbleche befestiget, damit zu glätten und zu
ebenen. in der Stuccatur-Arbeit ist es ein ausgeschnittenes Blech oder Bret,
wornach die Gypsgesimse gezogen und gebildet werden. Ja bey vielen Handwerkern
heißt überhaupt ein jedes Modell ein Caliber.Anm. Wir haben diese
Wort aus dem Französ. Calibre. Dessen Abstammung ist noch unbekannt.
Menage leitet es von aequilibrium, Herbelot aber von dem Arabischen Calib, ein
Modell, her. [
1293-1294]