Der Busen
, ehedem Busem, des -s, plur. ut nom. sing. 1. Eigentlich eine
jede gebogene Fläche, welche nunmehr veraltete Bedeutung sich nur noch in
dem Worte Meerbusen findet. In etwas engerer Bedeutung, eine Falte. So
gebrauchen noch die Jäger dieses Wort, wenn sie einem Garne Busen geben,
d. i. Falten darein machen, damit sich das Wild desto eher darin fange. Bey
eben denselben wird auch das kleine inwendige gestrickte Garn, welches zwischen
die Spiegelnetze zum Fangen eingebunden wird, vielleicht aus eben der Ursache
ein Busen oder Ingarn genannt. 2. In engerer Bedeutung, die Falten und die
Öffnung in der Kleidung vor der Brust. 1) Eigentlich, besonders in
Rücksicht auf die Kleidertracht der Alten. Die Hand in den Busen stecken.
Auch schüttelte ich meinen Busen aus und sprach u. s. f. Nehem. 5, 13.
Kann auch jemand Feuer im Busen behalten, daß seine Kleider nicht brennen?
Sprichw. 6, 27. Etwas in dem Busen tragen, auch figürlich, liebreich
verpflegen, warten. Eine Schlange im Busen tragen, einem heimlichen Feinde,
welcher in Zukunft schaden wird, Gutes erweisen. In seinen Busen greifen, sich
selbst zu erkennen suchen.
Der Feige fällt weit eh', als der, der den Gefahren Mit
offnem Busen trotzt, Weiße.
2) Figürlich. (a) Derjenige Theil des Leibes, der
dadurch bedeckt wird, die Brust, doch nur bey dem andern Geschlechte. Ein
voller Busen. Sanfte Empfindungen dehneten den wallenden Busen. (b) Nach einer
noch weitern Figur, die Brust, das Herz, in dem figürlichen Verstande
dieser Wörter. Alle Leidenschaften toben in meinem pochenden Busen zu
heftig, Dusch. Noch nie war die Liebe in seinem Busen erwacht, Geßn. (c)
Die Person selbst. welcher Gebrauch doch außer der biblischen Schreibart
nicht Statt findet. Und vergilt unsern Nachbarn siebenfältig in ihren
Busen ihre Schmach, Ps. 79, 12. Der du vergiltest die Missethat der Väter
in den Busen ihrer Kinder, Jer. 32, 18. Ich will sie in ihren Busen bezahlen,
Es. 65, 6. Ich will ihnen zumessen ihr voriges Thun in ihren Busen, V. 7. Wo
die Figur von der Kleidertracht der Morgenländer entlehnet ist.Anm. Busen
bey dem Tatian Buosum, bey dem Notker Puosam und Buosem, im Nieders. Bosem,
Bossem, Bussem, im Holländ. Boesem, im Engl. Bosom, im Angels. Bosm,
scheinet von biegen und Bug herzustammen; denn daß der Hauchlaut und der
Zischlaut sehr oft in einander übergehen, ließe sich mit mehrern
Beispielen erweisen. Daß es ehedem, besonders im Niedersächsischen,
auch Verwandte in einem gewissen Grade bedeutet habe, haben schon Frisch,
Haltaus, und die Verfasser des Brem. Nieders. Wörterbuches angemerket. Ob
das Osnabrückische Bosem, ein Rauchfang, auch hierher gehöre,
weiß ich nicht. Busen ist den Hochdeutschen Mundart gemäßer, als
das Oberdeutsche Busem. In den engern Bedeutung kommt der Plural dieses Wortes
nur selten vor. [
1275-1276]