Die Bühne
, plur. die -n, Diminutivum das Bühnchen, Oberdeutsch
Bühnlein. 1. Eigentlich, ein Bret oder Stange. In dieser größten
Theils veralteten Bedeutung kommt dieses Wort noch im Bergbaue vor, wo es eine
Art von starken Kastenstangen oder Bretern bedeutet, welche gleich einer
Brücke auf die Querstämpel unter die Schächte gemacht werden
müssen, darunter zu arbeiten.
S. Bühnloch. In Franken bedeutet Bühn noch
jetzt dasjenige, was man in Obersachsen eine Latte nennet, nehmlich eine
viereckte Stange, die Ziegel eines Daches darauf zu legen. Frisch führet
verschiedene Beispiele aus dem Fronsberg an, aus welchen erhellet, daß
Binne auch so viel als eine Diele oder Bret bedeutet habe. Z. B. Binnen oder
Dielen zu den Schiffbrücken. Ingleichen Handten oder Binnen. Ferner:
Pinnen oder Dielen aus dicken Bretern machen, die Stücke auf einer
Batterie darauf zu stellen. 2 Figürlich. 1) Ein aus Bühnen oder
Bretern erbautes Gerüst. (a) In einigen, besonders Oberdeutschen Gegenden,
bedeutet es die oberste Decke eines Gemaches, ingleichen den obersten Boden
unter dem Dache, womit auch das Nieders. Böhn und Holländ. Boen
überein kommt, welche aber auch figürlich den Gaumen ausdrucken. (b)
Ein erhöhetes Gerüst von Bretern, eine merkwürdige Handlung
darauf vorzustellen. Eine Schaubühne, Henkersbühne, Richtbühne.
Besonders bedeutet dieses Wort die Schaubühne, da es denn nicht allein den
Ort ausdruckt, auf welchem Schauspiele vorgestellet werden, sondern auch die
ganze Schauspielkunst. Man ist jetzt sehr auf die Verbesserung der Deutschen
Bühne bedacht. Wir müssen den Franzosen die Gerechtigkeit widerfahren
lassen, daß ihre Bühne unter allen am besten bestellt ist. Es gibt
gottlose Charaktere, denen die Bühne durchaus verbothen ist, Dusch, die
man nicht auf der Schaubühne vorstellen darf. (c) In dem Bergbaue sind die
Bühnen Absätze in einem Schachte, die Fahrten desto gewisser
einzuhaspeln, und auch darauf auszuruhen. (d) Der obere Theil des
Schlammgrabens, von welchem das Schoßgerinne gesäubert wird,
heißt im Bergbaue gleichfalls die Bühne. (e) In den
Niedersächsischen Seestädten ist der Raum oder Hof, wo die aus den
Schiffen geladenen Güter hingeleget werden, ehe man sie in die Speicher
schafft; wo das Wort gemeiniglich Buhne lautet;
S. auch Bühnenmeister. (f) Eine aus Bohlen oder
Balken aufgeführte Bekleidung des Ufers des Meeres oder Flüsse, zur
Befestigung des Erdreiches; im Nieders. eine Bune, Schälung, Franz. Quai.
(g) Ein Zaun am Strande eines Flusses, vor welchem die Fische bey dem Ablaufe
der Fluth liegen bleiben; Nieders. eine Bune. aber in dieser Bedeutung scheinet
es zu Benne zu gehören, welches der eigentliche Ausdruck für
dergleichen Flechtwerk ist. 2) Wegen einiger Ähnlichkeiten mit einer
erhöheten Bühne, wird in den Schmelzhütten derjenige Absatz,
welchen die Schlacken und andere Unarten bilden, wenn sie sich oben auf dem
Vorderherde aussetzen, eine Bühne, Bihne, oder Biene genannt.Anm. Da
dieses Wort bisher weder in unsern alten Denkmählern noch in den
verwandten Sprachen angetroffen worden,so lässet sich dessen Abstammung
auch nicht leicht mit einer überwiegenden Wahrscheinlichkeit bestimmen. So
fern es in Oberdeutschland und Niedersachsen die Decke eines Zimmers oder den
Oberboden bedeutet, ist es vermuthlich aus Boden zusammen gezogen, welche
Zusammenziehung in ganz Niedersachsen etwas sehr gewöhnliches ist; z. B.
been für beden, bethen; raen für raden, rathen; döen für
döden, tödten, und hundert andere mehr. Nur die übrigen
Bedeutungen wollen sich dazu nicht recht schicken, man müßte denn dem
Worte Boden eine viel weitere Bedeutung beylegen, als es heut zu Tage hat.
Frischens Ableitung von dem Binden der Vereinen der Breter ist so gezwungen als
möglich. Wenn es auf Muthmaßungen ankäme, so ließen sich
weit wahrscheinlichere angeben, wenn man gleich nicht auf das Hebr. -
hier nichtlateinischer Text, siehe Image - und das
Deutsche bauen fallen wollte. Das Nieders. Bön bedeutet auch einen
Kübel, und im Oberdeutschen ist Bühner so viel als Büdner,
Büttner, oder Böttcher. [
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