Buhlen
, verb. reg. neutr. sich um die Liebe einer Person bewerben,
ingleichen lieben, verliebten Umgang pflegen; ein im gemeinen Gebrauche eben so
veraltetes Wort, wie das vorige. Es wurde ehedem gebraucht, 1) im guten
Verstande, sich um die Liebe einer Person bewerben. Um eine Person buhlen. Es
war die Zeit um dich zu buhlen, Ezech, 16, 8. Wie denn der Herr um die Kinder
Israel buhlet, Hos. 3, 1. In dieser Bedeutung kommt dieses Wort zuweilen noch
bey den Dichtern vor.
Nisus buhlte stark um Nisa, Logau. Der Zephirn gleich um alle
Blumen scherzet, Um alle buhlt, doch nur die schönsten herzet,
Wiel. Öfters strahlte als dann von jungen glühenden Wangen Liebe hervor
und buhlte auch hier aus siegenden Augen, Zachar.
Ja zuweilen wird es auch figürlich gebraucht, für
sich um etwas bewerben. So sagt Opitz ein Mahl, sich die Liebe des Lasters
erbuhlen, und bey dem Bluntschli buhlet Herzog Albrecht von Österreich um
ein Bündniß mit der Stadt Zürch. Um den Preis buhlen, Raml. 2)
Im nachtheiligen Verstande, so wohl sich auch unerlaubten Absichten um die
Gunst einer Person bewerben, um eine Person buhlen, als auch einen unerlaubten
Umgang mit ihr pflegen, mit ihr buhlen. In beyden Fällen kommt es im
Hochdeutschen, wenigstens in der Sprache des Umganges und des gemeinen Lebens,
nicht mehr vor. Juda buhlet mit eines fremden Gottes Tochter, Mal. 2, 11.Anm.
Auch im Isländischen, Dänischen und Schwedischen bedeutet beila,
beile, und bela, um eine Person werben, und Beiler einen Freyer; dagegen
bedeutet bole in eben diesen Sprachen, die Ehe brechen. Herr Ihre leitet das
erste von biddla, bitten, betteln, das letzte aber von dem Isländ. Bol,
das Bett, und mit demselben von bo, wohnen, ab. Allein hier scheinen zwey
Stammwörter unnöthig zu seyn, und das Griech. -
hier nichtlateinischer Text, siehe Image - ,lieben, und -
hier nichtlateinischer Text, siehe Image - , ein
Freund, eine geliebte Person, verdienet wirklich mehr Aufmerksamkeit. Wird doch
das Wort Liebste, so wie ehedem Buhle, so wohl in guter als schlimmer Bedeutung
gebraucht, und das Zeitwort lieben ist auf eben dem Wege. Buhlen wurde ehedem
auch für lieben gebraucht. Sie wird mich bulen, heißt es in einer
Schrift von 1400 bey dem Pez. In Niedersachsen bedeutete Bole ehedem einen
Better, Ohelm, und Bölkenkinder sind daselbst noch jetzt Geschwister
Kinder.
S. auch Balzen und Bolle. Merkwürdig ist doch,
daß im Hebr. -
hier nichtlateinischer Text, siehe Image - , einen Ehemann, und -
hier nichtlateinischer Text, siehe Image - einen Ehegatten bedeutet, wovon schon
Luther das Wort buhlen abgeleitet hat. [
1249-1250]