Brüten
, verb. reg. welches in doppelten Gattung üblich ist.I. Als
ein Activum, durch die Wärme lebendig machen. 1) Eigentlich, da es von
allen Eyer legenden Thieren, besonders der Vögeln und dem Federviehe
üblich ist, welche die Eyer mit ihrem Leibe erwärmen, und bedecken.
Das Huhn, der Vogel brütet. Daher die Brüthenne, Brütgans u. s.
f. eine Henne oder Gans, die da brütet; das Brütfach, ein Fach, worin
man Federvieh brüten lässet; das Brüthaus, ein dazu bestimmtes
Haus; die Brützeit u. s. f. Die brüten Basilisken-Eyer und wirken
Spinnenweb, Es. 59, 5. Wenn aber Kap. 34, 15, dieses Verbum von dem Igel
gebraucht wird, so ist das eine Figur, die man im Hochdeutschen nicht nachahmen
darf. Indessen lässet es sich füglich, 2) figürlich gebrauchen,
für etwas Böses nach und nach zur Wirklichkeit bringen.
Und Langmuth brütet oft der Staaten Ungeziefer, Dusch. Und
Zwiespalt brütete Verdorbenheit der Sitten, ebend.
Wo es aber für ausbrüten stehet.II. Als ein
Neutrum, mit dem Hülfsworte haben, zur Hervorbringung erwärmet
werden. Die Eyer brüten schon. Noch mehr aber figürlich.
Ha! brütet nicht hierunter ein Betrug? Weiße.
Und zuweilen, obgleich selten, auch in einem guten Verstande.
Da diese That zur Reife brüten soll, Weiße.
Anm. Im Holländ. lautet dieses Wort broeden, brueden, im
Angels. bredan, im Engl. to brood, bey dem Notker pruten. Die Abstammung ist
noch ungewiß, zumahl da mehrere Wörter darauf Anspruch machen
können. Indessen scheinet doch der Begriff der Wärme das nächste
Recht darauf zu haben; denn Notker gebraucht dieses Wort Ps. 147, 5,
ausdrücklich für erwärmen. So er mannige beginnet mit sinemo
guote bruoten unde skirmen, also unsih diu uuolla bruotet unde uuider froste
skirmet. Und da würde es zu Brühe, Braten, Brodem u. s. f.
gehören. [
1233-1234]