Breit
, -er, -ste, adj. et adv. welches eine Art der körperlichen
Ausdehnung im Gegensatze der Länge und Dicke ausdruckt.1. Eigentlich, da
dieses Wort, 1) die Ausdehnung überhaupt bezeichnet, ohne Rücksicht
auf deren Umfang. In diesem Verstande wird es mit den Zahlwörtern, und den
Beywörtern kein, einige, viel, wenige u. s. f. ingleichen in Vergleichung
und zwar als ein Nebenwort gebraucht. Das Tuch ist zwey Ellen breit. Der
Fluß ist eine Viertelmeile breit. Der Rand ist zwey Finger breit. Keine
Hand breit. Er war nur wenige Zoll breit. Es ist so breit, als es lang ist.
Dieser Weg ist breiter als jener, aber der da ist doch der breiteste.
Kein Fuß breit (nehmlich Landes) steht daselbst dir ohne
Waffen offen, Schleg.
Im Oberdeutschen wird dieses Wort mit der zweyten Endung des
Substantives verbunden, welches auch noch in einigen Hochdeutschen Redensarten
üblich ist. Einer Elle breit. Nicht eines Fingers breit von seiner Meinung
abgehen. Breit ist in dieser Bedeutung nur als ein Nebenwort üblich; es
klingt daher unangenehm, wenn man zuweilen höret, ein drey Finger breiter
Rand, ein zwey Ellen breites Tuch. Nur der Superlativ kann füglich als ein
Beywort gebraucht werden. Wenn der Bergmann die Breite eines Ganges bezeichnen
will, so gebraucht er dafür mächtig, und die Werkleute drucken die
Breite eines Hauses durch gespannt aus.
S. Mächtig und Spannen.2) Was sehr breit ist, eine
beträchtliche Breite habend, als ein Bey- und Nebenwort. Ein breites Feld,
welches sehr breit ist. Das Tuch ist breit, im Gegensatze dessen, das schmal
ist. Ein breiter Graben. Ein breiter Rand. Der Weg, der Fluß ist nicht
breit. Weit und Breit, im gemeinen Leben, in einer großen Entfernung. Er
ist weit und breit bekannt. Man spricht weit und breit von ihm.
Sie schlief, und weit und breit Erschallten keine Nachtigallen,
Less.
2. Figürlich. 1) * Für viel, doch nur im
Oberdeutschen und in einigen Fällen. Wir haben solches des breitern
Inhaltes vernommen, d. i. umständlich, ausführlich. 2) Sich breit
machen, im gemeinen Leben, stolz, vornehm thun. Sich mit etwas breit machen,
sich dessen rühmen.
Liebes Mädchen laß dich küssen, Sagt' ich
zärtlich zu Clarissen; Doch das Mädchen that ganz breit, Ey wer
küßt die ganze Zeit? Zachar.
Man könnte auf die Gedanken gerathen, das breit in
dieser Bedeutung zu dem alten Nordischen pride, geziert, prächtig,
gehöre, von welchem in der 87ten Fabel der Schwäb. Dichter breit
für herrlich vorkommt; wenn es nicht glaublicher wäre, daß es
hier eine bloße buchstäbliche Übersetzung des Latein. elatus
ist. Denn so übersetzt Kero nicht nur elatus durch preiter, sondern auch
elationis, des Stolzes, durch Preitii.
S. indessen auch Spröde. 2) * Jemanden breit
schlagen, im niedrigen Leben, dessen Gutwilligkeit mißbrauchen, oder nur
nützen. 3) Die breite Aussprache mancher Oberdeutschen Mundarten, welche
für ä, ö und ü gerne a, o und u sprechen, fugen für
fügen. Im Nieders. ist breit sprechen, so viel als platt. Die Hamburger
sprechen daselbst breiter als die Pommern.Anm. Dieses Wort lautet schon bey dem
Ottfried breit, bedeutet aber bey ihm auch geräumig, ingleichen zahlreich:
Skara filu breita, eine große Schaar, B. 4. Kap. 16. Im Nieders. lautet es
breed, in einigen Oberdeutschen Mundarten brad, in Steyermark prat, im Angels.
brad, bey dem Ulphilas braid, im Engl. broad, im Schwed. bred, im Isländ.
breidur, im Dän. breed. Das Griech. -
hier nichtlateinischer Text, siehe Image - , das Latein. latus, und das Deutsche
platt und Blatt, sind wegen der gewöhnlichen Verwechselung des l und r
genau damit verwandt.
S. auch Bret. [
1179-1180]