Der Brachvogel
, des -s, plur. die -vögel, ein Nahme, welchen man
besonders einer dreyfachen Art von Vögeln beyzulegen pfleget. 1) Dem
Brachvogel in der engsten Bedeutung, welcher in den gemeinen Mundarten auch
Keilhacke und Fastenschlier genannt wird, über zwey Schuh lang und so dick
wie ein Kapaun ist, einen unterwärts gebogenen Schnabel hat, und oben
gelblich schwarz, unten aber weiß ist; Numenius Arquata, L. und Kl. Er
hält sich am Ufer des Meeres und der Flüsse auf, und wird auch
Regenvogel, Windvogel, Wettervogel und Geißhuhn genannt, weil er Regen und
Ungewitter durch sein Pfeifen verkündiget. 2) Dem Saathuhne, welches so
groß als eine Taube ist, und schöne buntfarbige und sprenkliche
grüne Federn hat, und vielleicht der grüne Kibitz bey dem Klein,
Gavia viridis, ist. Es lässet sich im Herbste gerne auf den Saatfeldern
antreffen, und wird von einigen auch Regenpfeifer genannt, weil es die
Veränderung des Wetters gleichfalls verkündiget. 3) Einem noch
kleinern Vogel, welcher schöne bunte Federn hat, die am Bauche weißer
sind, im gemeinen Leben Ditchen oder Titchen heißt, und sich gleichfalls
auf den Saatfeldern aufhält.
S. auch Bracher.Anm. Gemeiniglich leitet man den Nahmen
dieser Vögel von dem Worte Brache her, weil sie sich zu gewissen Zeiten am
häufigsten auf den Brachen, oder Brachäckern sehen lassen. Allein es
ist wahrscheinlicher, daß diese Benennung so viel als Zugvogel bedeutet.
Wraeka bedeutet im Schwedischen noch jetzt herumschweifen, keinen gewissen
Aufenthalt haben, und Wrakfogel einen Zugvogel, der unsere Gegenden gegen den
Herbst verlässet und sich eine wärmere Himmelsgegend sucht. Alle drey
obenangeführten Arten von Vögeln sind wirkliche Zugvögel. Ob es
alle diejenigen auch sind, die Klein unter dem Nahmen der Bracher begreift,
weiß ich nicht. Im Angels. ist vraecca ein Fremder, und vraecnigan,
wandern.
S. auch 2. Brack. [
1143-1144]