Brach
, ein Adverbium, welches in dem Ackerbaue üblich ist, und
von den Äckern gesagt wird, wenn sie zu gewissen Zeiten ungebanet und
ruhig liegen bleiben. Der Acker lieget brach. Einen Acker brach liegen lassen.
Figürlich doch nur in niedrigen Ausdrücken, unbearbeitet, ungebildet.
Die Kräfte seines Geistes brach liegen lassen.Anm. Dieses Wort, welches
eigentlich der Oberdeutschen Mundart zugehöret, kommt in den ältern
und mittlern Zeiten wenig und vielleicht gar nicht vor; welches aber auch aus
Mangel der Veranlassung herrühren kann. Indessen ist es auch in den
verwandten Sprachen ziemlich selten, außer daß im Engl. Brake ein mit
Dornen bewachsenes Feld bedeutet. Gemeiniglich leitet man es mit dem Hauptworte
Brache von dem folgenden Verbo brachen her, und da würde brach,
ungebrachet, oder denjenigen Zustand eines Ackers bedeuten, in welchem er nach
einiger Zeit gebrachet wird; welche Figur aber viel zu hart und wider die
Analogie der Deutschen, ja aller andern Sprachen ist. Indessen ist es doch
schwer, die Abstammung dieses Wortes mit einer überwiegenden
Wahrscheinlichkeit zu bestimmen. Vielleicht gehöret es zu Brack;
vielleicht zu Bruch; vielleicht aber auch zu Ruhe, weil ein solcher Acker in
der Ruhe lieget, und die Ruhe auch in einigen Gegenden für die Brache
gebraucht wird. Das b ist auch in vielen andern Wörtern kein
Stammbuchstab. Doch dergleichen Muthmaßungen ließen sich leicht noch
mehrere anbringen. Schilter erkläret in seinem Gloss. brach, brah, durch
sterilis. So wahrscheinlich diese Erklärung auch ist, so wenig
läßt sie sich noch zur Zeit beweisen; denn das von ihm
angeführte Bretagnische brahaing, unfruchtbar, reicht dazu wohl noch nicht
hin. Im Dän. findet sich ein Wort, welches dem Deutschen noch näher
kommt, denn daselbst bedeutet brak, roh, unbearbeitet, und wird besonders von
der Seide gebraucht. Die Niedersachsen haben zwar auch die Wörter
Brakland, und braken, brachen, allein statt des Nebenwortes brach bedienen sie
sich jederzeit des Wortes drusk, dreesch, dreisch, in Leibnitzens Glossar.
Chauc. trosch. [
1141-1142]