Das, oder der Bort
, des -es, plur. die -e, ein altes Wort, welches den Rand eines
jeden Dinges bedeutet. 1) Eigentlich. Das Bort (der obere Rand) eines
Gefäßes. Etwas mit einem Borte, oder Rande versehen. Der Bort an den
Salzpfannen, der obere Rand derselben. Auch das Ufer eines Flusses, Sees u. s.
f. wird ein Bort genannt. Das Wasser an dessen blumigen Bort sie oft
schlummert, Geßn. Am Ufer, wo kleine Wellen das Bort schlagen, ebend.
Am blumenvollen Bort des fließenden Krystalls, Wiel.
Im Hochdeutschen kommt es in dieser Bedeutung seltener vor,
häufiger im Oberdeutschen, wo es oft die Borte lautet;
S. dieses Wort. Am häufigsten findet man es im
Hochdeutschen, obgleich auch nur nach Anleitung der Niedersachsen, von dem
obern Rande eines Schiffes, wo es aber am häufigsten indeclinabel und ohne
Artikel gebraucht wird. Ein Schiff von hohem Borte, ein Kriegesschiff, und in
noch weiterer Bedeutung, ein jedes Schiff, welches auf der See gehet. Ein
Schiff von niedrigem Borte, ein Handelsschiff, ingleichen ein Flußschiff.
Etwas über Bort werfen, es in die See werfen. Über Bort fallen,
springen, u. s. f. 2) Figürlich, das Schiff selbst; doch nur in einigen
Ausdrücken. An Bort gehen, zu Schiffe gehen. Zu einem an Bort gehen, oder
kommen, auf dessen Schiff gehen. An Bort bringen, einschiffen. An Bort legen,
sich mit seinem Schiffe so nahe an das andere legen, daß man hinein
springen kann. Am Bort des Admirals-Schiffes, auf dem Admirals-Schiffe. Die
Französische Sprache hat noch mehrere ähnliche Redensarten, welche
aber im Deutschen niedrig klingen, wenn sie von ungeschickten Übersetzern
beybehalten werden; z. B. sortir de son bord, aus seinem Borte gehen, für
aus seinem Schiffe gehen.Anm. Im Hochdeutschen ist dieses Wort im
männlichen Geschlechte am üblichsten; doch wenn es von dem Rande
eines Schiffes oder dem Schiffe selbst gebraucht wird, wird ihm zuweilen das
ungewisse beygeleget, das Bort, welches auch in den zusammen gesetzten Backbort
und Strybort am häufigsten ist. In eben dieser und den verwandten
nordischen Mundarten bedeutet dieses Wort noch: 1) Ein Bret, etwas darauf zu
setzen. Ein Bücherbort, ein Bücherbret. Diese Bedeutung hat so wohl
das alte Goth. Baurd, als auch das Wallisische Bord, Biord, das Schw. Bord, das
Engl. Board, und das Dän. Bord. Von dieser Bedeutung rühret es
vermuthlich noch her, daß auch in den Salzwerken die eisernen Bleche,
woraus die Salzpfannen bestehen, Borte genannt werden. 2) Einen Tisch, welche
Bedeutung sich noch bey dem Schwed. Bord, dem Angels. Board, und dem Dän.
Bord befindet. 3) Ein Haus,
S. Bordell. 4) Das Äußerste eines jeden
Dinges, welches die erste Bedeutung zu seyn scheinet, wenigstens die gemeinste
ist, die sich aber nur noch in dem Schwed. Bord, dem Isländ. Bard, und dem
Ital. Bordo, erhalten hat. So fern es den Rand eines Schiffes, und das Schiff
selbst bedeutet, lautet es im Franz. Bord, im Holländ. Boord, und im Engl.
Board. Bording bedeutete in Niedersachsen ehedem ein Fahrzeug. Es ist
ungewiß, ob dieses Wort von Ort, das Äußerste eines Dinges, mit
dem vorgesetzten B, oder von bor, empor, hoch, und bären, heben, weil der
Rand einer Sache gemeiniglich erhaben zu seyn pfleget, oder von einem andern
Stammworte herkommt. So fern es das Ufer bedeutet, hat [
1129-1130] es zu dem Engl. to board, anländen, und zu dem Ital. abbordare,
und Franz. aborder, annähern, Anlaß gegeben; ja es stehet dahin, ob
nicht das Lat. Portus, ein Hafen, selbst davon herkommt.
S. Börde, Borte, und Bret. Die Niedersachsen haben
in diesem Worte ein d, welches auch viele Hoch- und Oberdeutsche beybehalten,
vermuthlich den gedehnten Ton des Wortes dadurch zu bezeichnen, daher man aus
eben derselben Ursache ehedem auch Pabst und Probst schrieb. Allein da diese
Analogie längst veraltet ist, und in der Verlängerung des Wortes,
wenigstens im Hochdeutschen, das t sehr merklich ist, so schreibt man es lieber
mit diesem. [
1131-1132]