Der Bolzen
, des -s, plur. ut nom. sing. ein starkes, rundes, zuweilen
spitziges Werkzeug verschiedener Handwerker und Lebensarten. Besonders, 1) ein
vorn etwas zugespitzter Pfeil, der von einer Armbrust abgeschossen wird.
Schlacht auf eur Armbrost einen polz Und schießt ihn
herab, Theuerd. Kap. 71.
Es lässet sich nicht alles Holz zu Bolzen drehen, non ex
quovis ligno fit Mercurius, weil die Bolzen sehr genau und aus gutem Holze
gedrehet werden müssen. Einem alles zu Bolzen drehen, übel auslegen.
Die Bolzen verschießen, die ein anderer gedrehet hat, eines andern
Anschläge in das Werk richten. Einem die Bolzen fiedern, Mittel und Wege
zur Ausführung einer Sache an die Hand geben. Alle diese figürlichen
Redensarten sind nur noch im gemeinen Leben üblich. 2) Das Eisen, welches
glühend gemacht und in ein Bügel- oder Plätteisen gesteckt wird,
im Oberdeutschen der Stahl; vermuthlich, weil diese Eisen ehedem eine
Cylinderförmige Gestalt hatten. 3) Ein starker runder Nagel, der an dem
einen Ende einen Kopf, an dem andern aber gemeiniglich eine längliche
Öffnung für einen Nieth oder auch eine Schraube hat, und an
verschiedenen Werkzeugen vorkommt. Dergleichen Bolzen befinden sich an den
Lavetten zur Befestigung der Wände, an den Wägen zur Befestigung der
Deichsel, an den Fensterläden, sie damit zu verschließen, an den
Rollen in den Kloben u. s. f. 4) Im Bergbaue und bey den Minitern, ein gerader
Baum, welcher das Einfallen des Erd- [
1121-1122] reiches
verhindert; daher im Bergbaue, auf den Polz stehen, oder mit einem Verbo
bolzen, so viel bedeutet als Acht geben, ob nicht ein Aufseher kommt. Indessen
bedeutet polaz, poladacz im Wendischen überhaupt lauern; daher es in
dieser Bedeutung wohl auch ein Überrest dieser Sprache seyn könnte.
5) Ein Keil, besonders bey den Bergleuten und bey den Schustern; die erstern
nennen die eisernen Keile, die vefahrnen Wände damit zu gewinnen, die
letztern aber die Keile, womit die Nichtleisten aus einander getrieben werden,
Bolzen.Anm. Ehedem wurde auch der Balken an einer Wage, der Bolz genannt.
Apherdian nennet einen Gänsekiel einen Gansenbolz, und ein altes
Vocabularium von 1482 den Dreschflegel einen Ackerpolz. In Niedersachsen
bedeutet es auch die Keule von einem geschlachteten Viehe, einen Schlägel,
und in eben dieser Mundart wird es auch für Fessel, Fußeisen
gebraucht, welche Bedeutung auch das Schwed. Bult hat. Übrigens lautet
dieses Wort im Nieders. Bolte, im Dänischen, Engl. und Angels. Bolt, im
Holländ. Bout, im Ital. Bolzone, und im Franz. Boulon, und bedeutet in
allen diesen Sprachen so wohl einen Pfeil zu einer Armbrust, als auch einen
Riegel. Im Böhmischen ist Palice ein Hammer, Schlägel und Pölice
ein hölzernes Gestell. Die Abstammung dieses Wortes ist ungewiß, weil
mehrere Wörter Anspruch darauf machen können. So fern es einen Pfeil
bedeutet, kommt es so wohl mit diesem Worte, als auch mit Beil überein,
und kann seinen Nahmen so wohl der Spitze, als auch dem Begriffe des Werfens zu
danken haben.
S. Beil, Pfeil und Bollwerk in der Anm. So fern es ein
starkes gerades Werkzeug ist, kann es zu Bohle, Pfahl, Boller, Balken u. s. f.
gehören, und wegen des Begriffes der Ründe könnte man es auch zu
boll, rund, rechnen; denn -zen ist eine bloße Ableitungssylbe, Bol-zen,
für Bolt-sen. In einigen Mundarten, besonders der Oberdeutschen, lautet es
der Bolz, des -es, plur. die Bolze, oder Bölze. [
1123-1124]