Der Boden
, des -s, plur. die Böden, überhaupt das Unterste
einer jeden Sache. Besonders,1. Die Oberfläche der Erde, im Gegensatze des
Himmels, ohne Plural. 1) So fern diese Oberfläche bloß als das
Unterste im Gegensatze des Himmels betrachtet wird. Daher der Erdboden, die
ganze Erdkugel, besonders in Rücksicht auf ihre Oberfläche. Siehe das
demüthige Veilchen, welches auf der Erde kriecht, und sich kaum über
den Boden zu wagen scheinet. Der Boden weicht unter mir. Pfadlos, ach! und rauh
ist der Boden! Wenn das Wort Boden von einzelnen Theilen der Erdfläche
gebraucht wird, so geschiehet solches in dieser Bedeutung am häufigsten in
einigen figürlichen Redensarten. Einen zu Boden treten, ihn
unterdrücken. Jemanden zu Boden schlagen, ihn demüthigen, ihm alle
Hoffnung benehmen, ihn entkräften u. s. f. Dies schlägt alle deine
Entschließungen auf. Ein Mahl zu Boden, Dusch, vernichtet sie, macht sie
unnütz. 2) In Rücksicht auf die physische Beschaffenheit des
Erdbodens, in der Landwirthschaft. Ein fruchtbarer Boden, ein sandiger, ein
kalter, ein hitziger Boden. Sprichw. Das Handwerk hat einen goldenen Boden, es
ernähret seinen Meister reichlich. 3) In Rücksicht auf das Recht des
Eigenthumes, da dieses Wort gemeiniglich mit [
1107-1108] dem
Worte Grund verbunden wird. Grund und Boden ist mein.2. Der unterste Raum eines
Gefäßes, Behältnisses, oder was dem ähnlich ist. Der Boden
eines Fasses, eines Sackes, eines Gefäßes, eines Zimmers, der auch
wohl der Fußboden genannt wird, zum Unterschiede von dem obern Boden eines
Gebäudes. Dem Fasse den Boden ausstoßen, in einer niedringen Figur,
eine Sache völlig verderben. Sich zu Boden, oder auf den Boden setzen,
sagt man von schweren Körpern, welche sich in einem ftüssigen
niederwärts senken.
S. Bodensatz. So auch von dem Boden oder Grunde des
Meeres. Zu Grund und Boden gehen, in gemeinen Leben, völlig verderbet
werden. Die Goldschmiede nennen auch die unrechte Seite einer getriebenen
Arbeit den Boden.3. Was die Gestalt des Bodens eines Gefäßes hat. In
dieser Bedeutung nennet man nur im Handel und Wandel, ein rundes Stück
Wachs oder Talg, welches in eine hölzerne Schüssel gegossen worden,
wovon es die Figur angenommen hat, einen Boden Wachs oder Talg.4. Der Raum
eines Gebäudes, welcher zwischen zwey gestreckten Gebälken bleibt,
oder der Theil eines Gebäudes, welcher nicht unmittelbar zur Wohnung
zubereitet ist. Ein Kornboden, ein Haferboden, ein Malzboden, ein Holzboden,
ein Fechtboden, ein Tanzboden u. s. f. Auf den Boden gehen. Daher bey Scheuern
oder andern nicht zur Wohnung bestimmten Gebäuden Boden eben das ist, was
bey andern ein Geschoß, oder Stockwerk heißt. Ein Thurm, ein
Vorrathshaus mit vier Böden. Besonders der oberste Raum eines Hauses unter
dem Dache, welcher in einigen Oberdeutschen Gegenden die Bühne, im
Nieders. der Böhn genannt wird. Er, der Kater, hatte die Nacht durch
einsame Böden durchirrt, Zachar. Ehedem wurde ein solcher oberster Boden
auch der Söller genannt,
S. dieses Wort. Im Nieders. heißt er auch Oken, und
im Osnabrückischen Hyle.5. In einigen, besonders Niedersächsischen
Gegenden wird der Grund bunter oder geblümter Zeuge der Boden genannt, in
welcher Bedeutung der Plural ungewöhnlich ist. Stoff mit dunkelem
Boden.Anm. 1. So fern dieses Wort so wohl die Erdfläche, als auch das
Unterste eines Behältnisses bedeutet, lautet es bey dem Notker Bodem und
Podem, im Angels. Botm, im Engl Bottom, im Schwed. Bottn, im Holländ.
Boden, im Friesischen Boem, im Nieders. Bodden, im Böhmischen Puda, im
Pohln. Spod. Frisch hält die Slavonische Partikel bod, unten, für das
Stammwort. So viel ist gewiß, daß es ein sehr altes Wort ist, indem
schon das Griech. -
hier nichtlateinischer Text, siehe Image - , dem Hesychius zu Folge, den Boden bedeutete. Herr Ihre
rechnet auch das Latein. Fundus hierher, welches durch Versetzung aus dem
Griechischen enstanden. Diese Muthmaßung lässet sich aus dem
Dänischen bestätigen, wo Bund, durch eine ähnliche Versetzung
den Boden bedeutet. Im Isländ. ist Badmur eine ebene Fläche, ein
Feld, und um Lauenburg heißen die Flößen, welche Stammung
Stabholz nach Hamburg führen, Bodens. Übrigens lautet dieses Wort im
Oberdeutschen noch jetzt Bodem, und in der Oberpfalz Büdne. Wenn Boden den
Raum eines Gebäudes ausdrückt, so stehet es vermuthlich im Gegensatze
des Daches, in dessen Rücksicht ein solcher Boden alle Mahl das Niedrigere
ist.Anm. 2. Der Plural lautet durch ganz Odersachsen, besonders in Meißen,
Boden; die Niederdeutschen behalten das o unverändert, welches auch Luther
1 Mos. 6, 16, und 1 Kön. 7, 7, nachgeahmet hat. Die Oberdeutschen sind
hier gleichfalls getheilet. Die Schlesier und einige andere Mundarten sprechen
Bödemen, dagegen die Oberpfälzer u. s. f. Boden
haben. [
1109-1110]