Der Bocksbeutel
, des -s, plur. inus. ein vornehmlich in Hamburg bekanntes Wort,
wo es alle hergebrachten Gewohnheiten und alten Gebräuche ausdruckt.
Kirchliche Bocksbeuteley, kirchliche Gebräuche und Eifer für
dieselben, im verächtlichen Verstande. Man hat von diesem Worte allerley
wunderliche Ableitungen angegeben. Erträglicher ist die Ableitung in dem
Hamb. Patrioten Th. 2, S. 244, wo es durch einen Bücherbeutel, Nieders.
Books-büdel erkläret wird, weil man ehedem nicht nur die
Gesangbücher in Beuteln zur Kirche getragen, sondern vielleicht auch die
Statutenbücher in Beuteln verwahret. Frisch, der mit dieser Erklärung
nicht zufrieden ist, leitet die erste Hälfte dieses Wortes von Bug,
Bügel ab, und erkläret Bocksbeutel durch einen Beutel oder Tasche,
welche oben mit einem Bogen versehen ist, eine Knipptasche. Aber dabey bleibt
die Ähnlichkeit zwischen einem solchen Beutel und den alten Gewohnheiten
immer noch unbegreiflich. Das altväterliche Herkommen in der
bürgerlichen Lebensart, welches die Hamburger den Bocksbeutel nennen,
drucken die Bremer durch Aasbook aus, von dem Asynge- oder Aesiga-Book der
Friesen, welches der alten Rustringer Landrecht in sich fasset. [
1107-1108]