Der Bock
, des -es, plur. die Böcke, in der gemeinen Sprechart, ein
Fehler, ein Versehen. Einen Bock machen, einen Fehler begehen. Da man in eben
dieser Bedeutung auch sagt, einen Bock schießen, so könnte man auf
die Gedanken gerathen, daß diese Redensart aus einem besondern Falle ihren
Ursprung habe, da etwa jemand auf der Jagd aus Versehen einen Bock statt eines
andern Thieres geschossen; wenn es nicht glaublicher wäre, daß
bloß die Zweydeutigkeit mit Bock, hircus, diese Redensart, einen [
1105-1106] Boc k schießen, veranlasset hätte. Indessen ist
der wahre Ursprung dieses Gebrauches noch unbekannt. Bedeutet Bock hier etwa
auch so viel als Bug oder Krümme? Oder schreibt sie sich etwa aus dem
Bergbaue her, wo Bock auch einen mangelhaften Rost, d. i. einen Rost bedeutet,
der nicht die gewöhnliche Menge Erz hat? Einen Bock machen, heißt
daselbst, einen solchen Rost machen, und den Bock umbringen, das geröstete
Erz eines solchen Rostes in ein anderes Feuer bringen. In diesem Falle scheinet
die Bedeutung der Erhöhung oder eines Haufens der Grund der Benennung zu
seyn. Bieg, Beig, Byg, kommt in den vorigen Jahrhunderten häufig für
einen Holzhaufen, und biegen für Holz in Klafter setzen vor. Bica ist im
Ital. ein Haufen Heu, und das Franz. Abouquer du sel bedeutet, neues Salz auf
das alte häufen. In Sachsen wird das Heu in Böcke aufgesetzet, oder
geböcket, wenn es in Haufen gesetzet wird. Wenn die Grobschmiede in die
Arbeit der Röhrschmiede pfuschen, so nennen die letztern dergleichen von
den erstern gemachte Röhre gleichfalls Böcke.Anm. Bey genauerer
Erwägung dieses fünffachen Gebrauches des Wortes Bock wird man die
Nothwendigkeit, dasselbe aus mehrern Quellen herzuleiten, nicht verkennen
können. Dank sey es daher der Unwissenheit unserer orthographischen
Unterscheidungskünstler der vorigen Zeiten, daß ihnen die
verschiedene Abstammung dieses Wortes unbekannt geblieben ist, weil sie uns
sonst gewiß mit einer fünf- und vielleicht noch mehrfachen Schreibart
dieses Wortes geplagt haben würden. Da nun dieses unterbliebenen
Unterschiedes ungeachtet wohl kein Fall angegeben werden kann, da jemand die
verschiedenen Gegenstände, welche diesen Nahmen führen, mit einander
verwechselt habe: so erhellet daraus zugleich, wie unnöthig und
überflüssig dergleichen orthographische Unterscheidung
ist. [
1105-1106]