Blicken
, ver. reg. welches in einer doppelten Gattung üblich
ist.I. Als ein Neutrum, mit dem Hülfsworte haben. 1. Einen kurzen, schnell
vorüber gehenden Schein von sich geben. 1) Eigentlich. Die Sonne blickt
durch die Wolken. Das Silber blickt auf dem Treibeherde, wenn es, indem es von
dem Bleyeverlassen wird, einen schnellen farbigen Schein von sich gibt.
Außer diesen beyden Fällen wird es heut zu Tage im Hochdeutschen in
dieser Bedeutung wohl nicht mehr üblich seyn. ehedem gebrauchte man es
auch in andern Fällen, theils für blitzen, wovon noch bey dem Logau
ein Beyspiel vorkommt:
Der Donner, den der Hofehimmel schickt,Trifft, ehe man es
merkt, daß er geblickt.
In ältern Zeiten kommt diese Bedeutung noch
häufiger vor.
S. Blitzen. Theils auch für blinken, glänzen.
Der Wagen - blicken wie Fackeln, Nahum 2, 4.
Nicht kehre mir den Rücken, Laß ja dien Antlitz
blicken Als meiner Seelen Licht, Opitz.
2) Figürlich, zum Vorschein kommen. was läßt
sich da blicken? Laß dich nie wieder vor mir blicken. Wo er sich nur
blicken lässet, da umringt ihn eine Schaar frohlockender Bürger. Nach
einer noch weitern Figur. was für eine Verachtung aller andern blickt ihm
nicht aus jeder Miene! Less. Die Armuth blickt bey ihm überall hervor.
Viele Härte blicken lassen, äußern, verrathen, zeigen.2.
Schnell, mit einer einzigen Bewegung der Augen sehen. Ich blicke nur dahin, so
ward ich es gewahr. Nach etwas blicken. Seitwärts blicken.
Wir dürfen nur recht zärtlich auf sie blicken,
Gell.
II. Als ein Factitivum, blicken lassen, in der höhern
Schreibart, und mit der vierten Endung des Nennwortes. Sein Wildes Auge blickte
Tod und Verwüstung um sich her. Grimmige unbekannte Thiere, oder die gar
Feuer speieten - - oder grausame Funken aus den Augen blickten, Weish. 11, 19.
Auf ähnliche Art heißt in der Mahler- und Zeichenkunst, blicken, das
Licht heller machen, es gleichsam blicken lassen, im Gegensatze des Druckens,
oder der Verdunkelung des Schattens.Anm. Blicken, Holländ. blyken, Angels.
blican, Schwed. blicka, ist eigentlich das Frequentativum und Intensivum von
bliga, welches noch im Schwedischen für ansehen üblich ist, und
welches Herr Ihre von dem Griech. -
hier nichtlateinischer Text, siehe Image - , ich sehe, herleitet. Noch näher kann
man es von dem alten Oberdeutschen in Schwaben noch üblichen lugen, sehen,
ableiten. Das b ist die Vorsylbe be, welche mehrern Wörtern ihr e verloren
hat.
S. auch Belugsen, Ablugsen, Blühen und Licht. Die
ältesten Alemannischen und Fränkischen Schriftsteller gebrauchen es
für blitzen, welches ein Frequentativum von einem andern gleichlautendem
Worte ist.
S. dieses Wort. Blicken und blecken gehören genau
zusammen, und der Analogie zu Folge, sollte jenes das Neutrum, dieses aber das
Activum seyn; allein man hat sie beyde schon von Alters her häufig mit
einander verwechselt. [
1073-1074]