Blau
, -er, -este, adj. et adv. welches der Nahme einer der fünf
Hauptfarben ist. Blau machen, blau seyn. Ein blauer Zeug, blaues Tuch. Dieser
Taffet ist blauer als jener, dieser ist unter allen am blauesten; ob man gleich
die Farbe, weiß und schwarz ausgenommen, nicht gerne comparirt, sondern
statt dessen lieber die Wörter hoch, dunkel, blaß, bleich u. s. f.
gebraucht. Himmelblau, so blau, wie der Dunstkreis bey heiterm Wetter den Augen
erscheinet. Blaue Augen haben. Mit einem blauen (blau geschlagenen) Auge davon
kommen, nur einen geringen Schaden leiden. Jemanden braun und blau schlagen.
Hellblau, dunkelblau, bleichblau. Das blaue Gebirge, im Bergbaue, ein
bläuliches Gestein, welches für ein gutes Zeichen gehalten wird. Den
Stahl blau anlaufen lassen, bey den Eisenarbeitern, poliertem Stahle durch das
Ausglühen eine blaue Farbe geben. Blaue Farbe, im engsten Verstande, eine
in den Deutschen und besonders Sächsischen Bergwerken aus dem Kobalte
verfertigte Farbe, welche im gemeinen Leben auch mit einem Worte genannt wird.
Die schlechteste Art derselben ist unter dem Nahmen der blauen Stärke
bekannt.
S. Äschel und Schmalte. Diese Farbe fällt in
das Blaue. Der blaue Montag, im gemeinen Leben, besonders unter den
Handwerkern, der Montag, der einem alten Mißbrauche zu Folge, wenigstens
seiner Hälfte nach, zum Feyertage gemacht, und mit Müßiggange
zugebracht wird. Du sollst dein blaues Wunder sehen, im gemeinen Leben, du
sollst erstaunen. Jemanden einen blauen Dunst vormachen, auch nur im gemeinen
Leben, ihn einen Irrthum zu glauben bereden, ihm die Wahrheit verhehlen. Wie
das Wort blau in diese drey figürlichen Arten des Ausdruckes gekommen, ist
noch nicht ausgemacht. Der letzte ist noch am leichtesten zu erklären,
theils weil ein jeder Dunst in der Ferne bläulich aussiehet, theils auch,
und vielleicht am schicklichsten, aus der Nieders. Mundart, wo blau auch
trübebedeutet, blauer Wein, d. i. trüber Wein.
S. auch Flau und Montag. Doch Herr Ihre hat die sehr
wahrscheinliche Muthmaßung, daß die R. A. blauer Dunst, im Schwed.
bla Dunst, eine bloß ungeschickte Übersetzung des Griech. Glaucoma
sey, da der Übersetzer sich eingebildet, es sey von glaucus zusammen
gesetzet. Wenigstens hat man keinen Grund, mit Wachtern dem Worte blau die
Bedeutung des unechten, falschen, anzudichten. Bey den Gärbern ist blau
färben, ein Kunstwort, für hintergehen, betriegen; vermuthlich als
eine Anspielung auf eine einzelne, jetzt unbekannte Begebenheit. Blauer Zwirn
ist im gemeinen Scherze Branntwein.Anm. Dieses Wort lautet im
Niedersächsischen gleichfalls blau, im Angels. bleo, im Engl. blew, im
Holländ. blauw, im Franz. bleu, im Span. bloo, im Wallis. blawr, im
Schwed. bla, im Dän. blaa, im Isländ. blar, im Slavon. plavu, im
Pohln. plawy. In Boxhorns Glossen wird plaviuw durch hyacinthinus, und plawaz,
durch cerulum erkläret. In der Alemannischen Mundart der mittlern Zeiten
lautet es nur bla. Herr Ihre beweiset, daß es ehedem eigentlich schwarz
bedeutet habe, und mit dem Griech. -
hier nichtlateinischer Text, siehe Image - , -
hier nichtlateinischer Text, siehe Image - verwandt sey. Man könnte mit noch
stärkern Gründen zeigen, daß es zu dem Lat. flauus, oder dem
Deutschen bleich gehöre, zumahl da auch einige Niedersachsen blaag
für blau sprechen. Übrigens gehöret dieses Wort zu denjenigen
Beywörtern, die in der Comparation ihren Vocal unverändert behalten;
blauer nicht bläuer. [
1053-1054]