Die Blatter
, plur. die -n. 1) Eine kleine breite Blase auf der Haut. Es ist
mir eine Blatter im Gesichte ausgefahren. Eine Hitzblatter.
Kein Blätterchen fuhr auf, die Musche mußt es
decken, Zachar.
Ist die Blase größer und höher, so heißt
sie gemeiniglich eine Blase. Dergleichen Blattern auf der Haut werden, wenn sie
einzeln zum Vorschein kommen, in Oberdeutschland auch Wimmerlein, Saierl oder
Saierlein, Mäslein, Blätzlein, im Nieders. aber Gnidel, Quese,
Queschen, Quaddel, Quärl, Quiddel, Stippe u. s. f. genannt. 2) Eine
ansteckende Krankheit; besonders der Kinder, welche sich durch Eiterblattern
auf der Haut äußert, in welchem Falle dieses Wort nur im Plural, die
Blattern, üblich ist; obgleich eine einzelne Erhöhung dieser Art auch
den Singular leidet. Die Blattern haben, bekommen. Die Blattern wüthen
jetzt stark. An den Blattern sterben. Gutartige, bösartige Blattern. Die
Blattern einimpfen, einpfropfen, im Oberdeutschen die Blattern pelzen. In den
gemeinen Mundarten so wohl Ober- als Niederdeutschlandes werden die Blattern
auch die Pocken genannt.
S. Pocken. Masern ist in einigen, besonders
Oberdeutschen Gegenden, gleichfalls üblich; obgleich Masern und Blattern
richtiger unterschieden werden. In einem alten Vocabulario von 1482 wird
Variola durch Rote, oder Barpel, oder die Urschlacht, erkläret.
Durchschlächten ist im Oberdeutschen noch als ein Nahme dieser Krankheit
bekannt. Auch die Schafe und Karpfen werden von einer den Kinderblattern
ähnlichen Art der ansteckenden Krankheit angegriffen, welche gleichfalls
die Blattern heißt. 3) In der Landwirthschaft ist die Blatter eine
Krankheit des Rindviehes, welche den Nahmen von einer bleyfarbigen Blatter hat,
die das Vieh dabey an oder unter der Zunge, zuweilen an der Öffnung des
Mastdarmes und oft an beyden Orten zugleich bekommt. Wenn diese Blatter nicht
ausgeschnitten wird, verursacht sie den Brand, und das Thier stirbt in kurzen.
In den gemeinen Mundarten, besonders Niedersachsens, heißt diese Krankheit
die Plarre; bey den Schweinen aber wird sie das Rankkorn oder das Gerstenkorn
genannt.Anm. Blatter, Nieders. Bledder, Engl. Bladder, Angels. Blaedr, Schwed.
Bladdra, bedeutete ehedem eine jede Blase,von dem Zeitworte platen, welches
noch bey dem Kero für blasen vorkommt. Raban Maurus nennt die Urinblase um
das Jahr 750 Blatra, und diesen Nahmen führet sie noch in dem 1482 zu
Augsburg gedruckten Buche der Natur. Ehedem wurde auch die venerische Krankheit
die Blattern, oder die Blatterlähme genannt. [
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