Die Birn
, plur. die -en, Diminutivum Birnchen, Oberdeutsch Birnlein. 1)
Eigentlich die Frucht des Birnbaumes. Zahme Birnen, welche in den Gärten
erzeuget werden. Wilde Birnen, welche in den Wäldern wild wachsen, und in
einigen Gegenden Knödel, und wenn sie getrocknet worden, in den niedrigen
Mundarten Huzeln, und in Baiern Kletzen heißen. An einigen Orten werden
die Beeren des Weiß- oder Hagedornes, Crataegus oxyacantha, L. welche
gemeiniglich Mehlbeeren heißen, auch unserer lieben Frauen Birnlein
genannt. 2) Im gemeinen Leben, verschiedene Körper, welche einer Birn an
der äußern Gestalt ähnlich sind. Bey den Drahtplättern ist
die Birn ein hölzerner rund gedreheter Schraubenstock, in welchem der
Draht sein Wachs zurück lassen muß, ehe er noch die Walzen erreicht.
An einigen [
1027-1028] Orten steckt man den Inquisiten eine
hölzerne Birn in das Maul, um das Schreyen während der Tortur zu
verhindern, welche Birn Heil in Iud. et Defens. S. 257 beschreibt.Anm. Birn, im
Oberdeutschen, Biern, Piern, und im Plural Bieren, Pieren, im Nieders. Bere,
ist ein altes Wort, welches mit dem Lat. Pyrum genau überein kommt, und
ohne Zweifel zu Beere gehöret, wie nicht nur die Niedersächsische
Mundart sondern auch die Oberdeutsche beweiset, in welcher Biren noch im 13ten
Jahrhunderte für Weinbeere vorkommt. In Italiän. lautet diese Frucht
Pera, im Span. Peras, im Franz. Poire, im Dän. Peere, im Schwed. Paeron,
im Wallis. Peren, im Engl. Pear, im Holländ. Peere und Peyre. Das hohe
Alterthum dieses Wortes erhellet aus dem Hebr. -
hier nichtlateinischer Text, siehe Image - welches gleichfalls eine Birn
bedeutet.
S. Beere. Wachter hält ein so genanntes Celtisches
Ber, welches süß bedeutet haben soll, für das
Stammwort. [
1029-1030]