Der Bestand
, des -es, plur. car. von dem Verbo bestehen, und zwar,1. So
ferne dasselbe Neutrum ist. 1) Der Zustand des Bestehens, oder Stehenbleibens
überhaupt. Besonders aber, (a) die ununterbrochene und unverletzte
Fortdauer einer Sache. Die Sache hat Bestand. Deine Freundschaft wird nicht
lange Bestand haben, oder, es wird mit deiner Freundschaft nicht lange Bestand
haben. Bis jetzt gehet es gut, ich wünsche nur Bestand.
Hier ist doch kein Bestand, die Menschen müssen sterben,
Can.
Hierher gehören auch die in der Gerichts- und
Kanzelleysprache üblichen R. A. mit Bestand der Wahrheit, mit Bestand
seines Ansehens, mit Bestand Rechtens, so daß die Wahrheit, sein Ansehen,
das Recht dabey bestehen kann; wofür man oft nur Bestand allein setzet.
Man kann den Ursprung der Deutschen Lehen mit Bestand nicht wohl über die
Zeiten Carls des Großen setzen, mit Bestand der Wahrheit. (b) Widerstand,
am häufigsten in Oberdeutschland. Einem Bestand thun, sich ihm
widersetzen, ihm die Spitze biethen, von bestehen, angreifen. 2) Dasjenige
woraus etwas bestehet; nur in einigen Gegenden. Der Bestand des Waldes ist von
tausend Ackern, er bestehet daraus. 3) Dasjenige, was bestehen oder stehen
bleibet. In diesem Verstande nennet man in Rechnungssachen, dasjenige, was nach
abgezogener Ausgabe von der Einnahme übrig bleibt, den
Überschuß, auch den Bestand, und im Plural auch wohl die
Bestände. Daher der Cassen-Bestand, was in der Casse übrig bleibt.2.
So fern bestehen ein Activum ist, kommt dieses Hauptwort, am meisten aber in
den Oberdeutschen Gegenden, häufig für Pacht oder Miethe vor. Einem
etwas in Bestand geben. Ein Haus im Bestand haben. Ein Gut in Bestand nehmen.
Daher der Gartenbestand, der Hausbestand u. s. f. der Pacht eines Gartens,
eines Hauses. Ingleichen ein Bestandmann, ein Pachter oder Miethmann; ein
Bestandgärtner, Bestandmüller u. s. f. der einen Garten oder eine
Mühle im Bestand hat; ein Bestandgut, welches jemanden in Pacht, auch wohl
in Erbpacht gegeben worden; das Bestandgeld, das Pachtgeld; der
Bestand-Contract, die Bestandzeit u. s. f.Anm. Wider den Hochdeutschen
Sprachgebrauch ist es, wenn einige Dichter dieses Wort für
Beständigkeit gebrauchen. z. B.
Die durch Bestand nicht Gegentreu erhält, Die wird vom
Glück zu grausam hintergangen, Hag. Durch mehr als jährigen
Bestand Verehren was man artig fand, Das war den Vätern vorgeschrieben,
ebend.
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