Beschlagen
, verb. irreg. (
S. Schlagen,) welches in doppelter Gestalte üblich
ist.I. Als ein Activum, mehrmahls an etwas schlagen. So werden in den
Münze die Thaler beschlagen, wenn sie rund geschlagen werden, wobey man
sie mit der Beschlagezange hält. Am häufigsten wird es in
verschiedenen weitern Bedeutungen gebraucht. 1) Dinge, die zur Befestigung oder
zur Zierde einer Sache gereichen, mit Hammerschlägen an dieselbe
befestigen. Eine Thür, ein Rad, einen Wagen beschlagen, das nöthige
Eisenwerk daran befestigen. Mit Golde beslagen, in dem alten Gedichte auf Carls
des Großen Feldzug bey dem Schilter. Ein Pferd beschlagen, ihm die
Hufeisen ausschlagen, in welcher Bedeutung es schon in dem Schwabenspiegel
vorkommt. Einen Tisch mit Wachsleinwand beschlagen. 2) Behauen, bey den
Zimmerleuten, Tischlern und Steinmetzen. Einen Baum beschlagen, ihn viereckt
hauen. Einen Stein beschlagen. 3) Eine gläserne Retorte beschlagen, sie
mir einer Rinde von Thonerde überziehen. 4) Befruchten, von einigen
Thieren. So beschlägt bey den Jägern der Hirsch das Wild, und das
Thier gehet hoch beschlagen, wenn es trächtig ist, und bald setzen will.
Ein beschlagenes, d. i. trächtiges Thier. 5) Die Decke beschlagen, oder
das Bett beschlagen, ist eine alte Redensart von der feyerlichen Beschreitung
des Ehebettes nach der priesterlichen Einsegnung, welche aber doch nicht alle
Mahl die wirkliche Vollziehung der Ehe mit in sich schließet. 6) Zeichnen,
bezeichnen, besonders so fern solches vermittelst eines Schlages geschiehet. So
werden in den Salzwerken zu Halle die [
899-900] Salzstücke beschlagen, wenn sie mit dem eisernen Thalzeichen
bemerket werden, und in den Manufacturen wird ein Stück Zeug beschlagen,
wenn es nach der Besichtigung mit einem Stückchen Bley behänget, und
der Stämpel darauf geschlagen wird, welches man auch plombiren nennet. 7)
Belegen, besonders in der R. A. eine Sache mit Arrest beschlagen. 8) Die Segel
aufbinden, in der Seefahrt. Daher die Beschlaglinien, kleine Stricke, die Segel
damit aufzubinden. 9) In einer Sache wohl, oder schlecht beschlagen seyn, im
gemeinen Leben, in derselben wohl oder schlecht geübt, oder erfahren seyn;
vielleicht als eine Anspielung auf ein wohl beschlagenes Pferd, zumahl da die
Niedersachsen von einem listigen, verschlagenen Menschen sagen, daß er
hinten und vorn beschlagen sey.
S. auch Verschlagen. Daher die Beschlagung in allen
obigen Bedeutungen.
S. auch Beschlag.II. Als ein Neutrum, welches das
Hülfswort seyn erfordert, mit Feuchtigkeiten überzogen werden. So
beschlagen die Gläser, die Fenster, metallene Gefäße, u. s. f.
wenn sie erkältet sind, und sich wärmere Dünste daran
hängen, und dem Auge sichtbar werden. Das Brot, das Leder u. s. f.
beschlägt, wenn es schimmlig wird.Anm. Veraltete, oder nur in einigen
Mundarten übliche Bedeutungen sind noch: 1) Bedecken. So sagen noch die
Niedersachsen, ein Land beschlagen, wenn sie es besäen, oder mit dem Viehe
betreiben. 2) Bestellen, besprechen. Rom, Waaren beschlagen. Die Herberge
beschlagen, bey dem Kaisersberg. 3) Über einem Verbrechen ertappen. Einen
Dieb beschlagen, so wohl in Niedersachsen, als in Oberdeutschland.
S. Schlagen. In Niedersachsen lautet dieses Zeitwort
beslaen, und Im Osnabrückischen beslaunen. [
901-902]