Das Bein
, des -es, plur. die -e, Diminutivum das Beinchen, im
Oberdeutschen das Beinlein. 1. Der Köhrknochen in dem Fuße zwischen
dem Knie und dem Plattfuße, und dann auch der ganze Fuß. 1)
Eigentlich. Ein Bein brechen. Die Beine sind ihm geschwollen, u. s. f. Das
dicke Bein, oder Dickbein, derjenige Theil des ganzen Fußes, der
zunächst am Unterleibe sich befindet, der Schenkel. Figürliche, aber
nur im gemeinen Leben übliche Redensarten sind: Sich auf die Beine machen,
sich auf den Weg begeben. Ich will dir Beine machen, dich zum Gehen bewegen,
dir forthelfen. Einem Kranken wieder auf die Beine helfen, ihm seine Gesundheit
verschaffen. Einem auf die Beine helfen, seinen verfallenen Nahrungsstand
verbessern. Auf die Beine kommen, gesund werden, ingleichen in bessern
Wohlstand gerathen. Ein Kriegesheer auf die Beine bringen, anwerben,
aufrichten. Viel Volk auf den Beinen haben, unterhalten. Eine über das
Bein werfen, einem ein Bein vorhalten, ihm ein Bein unterschlagen, ihn durch
Lift stürzen, ihm hinterlistig schaden.
Verläumdung aber wirft die Unschuld übers Bein,
Lohenstein. Das Unglück aber schlägt uns unter noch ein Bein,
ebend.
Einem ein Bein stellen, ihm hinterlistig zu schaden suchen.
Etwas aus Bein binden, einen Verlust zu verschmerzen suchen. 2) Figürlich,
wegen einiger Ähnlichkeit, dasjenige, worauf eine künstliche Sache
stehet. Die Beine eines Stuhles, einer Bank, eines Schämels u. s. f. Alles
worauf ein künstlicher Körper stehet, heißet dessen Fuß.
Ist dieser Fuß lang und dünne, so wird er ein Bein genannt. Daher
sagt man wohl ein Bankbein, ein Schämelbein u. s. f. aber nicht ein
Bankfuß, ein Schämelfuß. 2. Ein jeder Knochen. Es ist nichts als
Haut und Bein an ihm. Die Beine aus dem Fleische nehmen. Es gehet, oder dringet
mir durch Mark und Bein, es rühret mich auf das empfindlichste.
Der Arzt, dem dieses Wort durch Mark und Beine bringt.
Canitz.
Stein und Bein schwören, in niedrigen Ausdrücken,
heftig schwören.
Und meine Beine schwinden, Opitz.
Das ungenannte Bein, in der Zergliederungskunst, das
Hüftbein. Das heilige Bein,
S. Heilig. Besonders wird Bein häufig materialiter
gebraucht, wenn nur die Materie angedeutet werden soll, in welchem Falle
Knochen nicht so üblich ist. In Bein arbeiten.Anm. Dieses Wort lautet im
Oberdeutschen Pain, um Nürnberg Baan, im Salzburgischen Bui, in
Niedersachsen, im Dänischen und Holländ. Been, im Angels. Ban, im
Engl. Bone, im Schwed. Ben, im Isländ. Bein. Die Ähnlichkeit des
Klanges mit dem Griech. -
hier nichtlateinischer Text, siehe Image - , ich gehe, hat gemacht, daß man gemeiniglich die
Bedeutung des Fußes für die erste und eigentliche hält; obgleich
die zweyte Bedeutung eben so vielen Anspruch darauf machen kann. Wenigstens
wird Bein in den ältesten Mundarten so oft von einem Knochen, als von
einem Fuße gebraucht. Der Plural, die Beiner, ist nur in den gemeinen
Mundarten üblich. [
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