Die Begine
, plur. die -n. 1) Ehedem gewisse andächtige ledige
Frauenspersonen, welche eine Art Nonnen waren, aber keine Gelübde
ablegten. Es gibt ihrer in Flandern, Picardie und Lothringen noch, in den
übrigen Ländern aber sind sie aufgehoben worden. Von der
Andächteley, von welcher diese Personen ihr Hauptwerk machten, und von den
Ausschweifungen, welchen sie sich nicht selten ergaben, ist es gekommen,
daß noch in einigen Gegenden eine alte Begine als ein Schimpfwort
gebraucht wird, und so wohl eine Betschwester, als auch eine liederliche
Weibsperson bedeutet. In dem mittlern Lateine hieß diese Art von Nonnen
Beguinae, Beginae, und im Franz. Beguines. Der Ursprung dieses Nahmens ist noch
ungewiß. Einige leiten ihn von der Begga, der Schwester der heiligen
Gertrud her, die ihre Stifterinn seyn soll; andere von Lambert le Begue, einem
Priester, der gleichfalls für ihren Urheber ausgegeben wird; noch andere
von der Begga, Pipins Tochter, welche in ein Kloster gegangen ist. Am
wahrscheinlichsten kommt dieser Nahme von dem alten begge, betteln, her,
welches noch im Englischen üblich ist, weil die Beginen sich vornehmlich
auf das Betteln legten. Wie fern das Osnabrückische Begyne, ein
verschnittenes Mutterschwein, hierher gehöret, mögen andere
untersuchen.
S. Frischens Wörterbuch v. Beginnen, du Fresne Beghardi,
und Mosheims Kirchenhift. 2) Eine Art leinener Hauben, besonders in
Niedersachsen, welche unter dem Kinne zugebunden werden, etwa von der Art, die
in Obersachsen mit einem Französischem Worte Cornetten genannt werden;
vermuthlich, weil die Beginen dergleichen getragen. Die Art Hauben wird im
Französischen gleichfalls Beguin, im Italiänischen Beghino und im
Englischen Biggin genannt. [
801-802]