Begegnen
, verb. reg. neutr. welches das Hülfswort seyn erfordert,
auf dem Wege antreffen, unvermuthet entgegen kommen. 1. Eigentlich. Einem
begegnen. Er ist mir begegnet. Ich bin ihm begegnet. Wir begegneten ihm auf dem
Wege, unterweges, auf der Reise. 2. Figürlich. 1) Als eine
Veränderung von außen erfahren; unpersönlich, oder doch in der
dritten Person. Es ist mir ein großes Unglück begegnet. Die
Übel, die uns begegnen. Was ist ihnen begegnet? Dergleichen ist mir noch
nie begegnet. Es ist uns auf der Reise nichts Widriges begegnet. Es ist mir
wohl öfters begegnet, daß u. s. f. Es muß ihnen etwas
Großes begegnet seyn, Gell. 2) Sich gegen jemanden betragen, wenn die Art
und Weise des Betragens zugleich mit ausgedruckt wird. Einem wohl, übel,
schlecht, hart, freundlich, grob, höflich begegnen. Ist man jemahls einem
Frauenzimmer so begegnet? So kaltsinnig ist sie mir noch nie begegnet. Man
begegnet mir wie einem Freunde.
Er Weiß Groß und Kleinen zu begegnen, Günth.
sich gegen einen jeden auf die gehörige Art zu betragen.
3) Widerstand leisten, einer Sache abzuhelfen suchen. Einem Zufalle, einem
Unglücke begegnen. Der Gefahr durch Klugheit, der Krankheit durch
Arzeneymittel begegnen. Den Regungen seines Herzens durch Überlegung
begegnen. Wie muß man dem Dinge begegnen? Dieß ist das sicherste
Mittel, der Furcht zu begegnen, wenn sie sich unserer Herzen bemeistert.Daher
die Begegnung, welches für die Handlung des Begegnens in allen obigen
Bedeutungen, die erste figürliche ausgenommen, gebraucht wird.Anm.
Begegnen, Niedersächs. bejegenen, Dän. begiägne, kommt von dem
Vorworte gegen, her. Ehedem gebrauchte man für das zusammen gesetzte
Zeitwort das einfache gegnen, bey dem Kero kagannan, bey dem Ottfried gagan,
welches im Theuerdanke noch oft vorkommt. Thar imo Martha gaganta, da ihm
Martha begegnete, Ottfr. B. 3 Kap. 24. Thaz im hiar al gaganta, was ihm hier
begegnete, B. 4. Kap. 18. Abentheur gegnet in manchfaldt, Theuerd. Euch wird
auch gegnen groß sachen, ebend. Bey den Schweden ist noch gina oder gena,
für begegnen üblich, von. gen, gegen. Indessen kommt doch schon bey
dem Notker begagenen und bey dem Ottfried ingagen, für begegnen, so wohl
in der eigentlichen, als auch in der ersten und zweyten figürlichen
Bedeutung vor. Viele Niedersachsen gebrauchen, wenn sie Hochdeutsch schreiben,
dieses Zeitwort, ihrer Mundart zu Folge, mit dem Hülfsworte haben, welches
aber keine Ausnahme von der Regel machen kann. Da es nichts ungewöhnliches
ist, Neutra zuweilen im Passivo, aber nur impersonaliter zu gebrauchen: so
läßt es sich immer noch vertheidigen, wenn einige sagen: es ist ihm
wohl, oder übel begegnet worden, es ist der Krankheit mit den
gehörigen Mitteln begegnet worden. [
797-798]