Bauen
, verb. reg. in welchem der Begriff der Höhe der
herrschende ist, und welches in gedoppelter Gattung vorkommt.I. Als ein
Neutrum, mit dem Hülfsworte haben, sich in der Höhe erstrecken hoch
seyn, mit der vierten Endung des Maßes; in welcher Bedeutung es doch nur
als ein Kunstwort der Werk-leute, Förster u. s. f. üblich ist. der
Baum bauet 50 Fuß, wenn er 50 Fuß hoch ist. In engere Bedeutung
gebraucht man es nur von derjenigen Höhe, in welcher ein Baum zu Bauholz
tauget, mit Ausschließung der Spitze. Ferner für hervor ragen, hervor
stehen. Die Sakristeyen bauen auf jeder Seite sechs Ellen heraus, wenn sie um
so viel hervor ragen. Figürlich gemäß seyn überein stimmen,
doch wohl nur allein von Bauwerken. Damit die Lage der Kirche mit der Gasse
besser baue, besser überein stimme. Das bauet nicht, sagt man im gemeinen
Leben von Tischler- und andern ähnlichen Arbeiten, wenn sie kein gutes
Verhältniß gegen einander haben.II. Als ein Activum, zusammen setzen,
aufführen, und zwar, 1) eigentlich von Gebäuden, ein Gebäude
aufführen. Ein Haus, einen Stall, ein Schloß, ein Schiff bauen. Eine
Stadt, einen Thurm, eine Festung bauen. Schlösser in die Luft bauen,
figürlich, chimärische Entwürfe machen. Der Mann, auf den ich
Schlösser gebauet hätte, hintergeht mich, figürlich, dem ich
alles anvertrauet hätte, auf den ich mich völlig verlassen
hätte. Ingleichen absolute, mit Auslassung des Accusativs. Sich arm bauen.
Wer am Wege bauet, hat viel Meister. In welcher Wortfügung bauen auch
zuweilen so viel als an Gebäude ändern, bessern, bedeutet. Er hat
immer was zu bauen.2) In weiterer Bedeutung, wird dieses Wort zuweilen auch von
der Zusammensetzung kleiner vergänglicher Arbeiten gebraucht, die man
sonst eben nicht Gebäude zu nennen pflegt. Eine Kanzel, einen Altar bauen.
Ein großes Faß zusammen setzen, heißt bey den Böttchern,
ein Faß bauen, dagegen sie von kleinern nur das Zeitwort aufschlagen
gebrauchen. Von den Vögeln sagt man gleichfalls, daß sie ihre Nester
bauen, und da gebraucht man es auch wohl zuweilen absolute; z. B. dieser Vogel
bauet auf den höchsten Bäumen. So auch von den Ameisen, und andern
Thieren, welche sich künstliche Wohnungen verfertigen. Die kleinen
schwarzen Ameisen bauen im Getreide und auf Wiesen. Die Biene bauet, wenn sie
ihr Gewirk macht.3) Figürlich. (a) Von der äußern Gestalt, und
besonders dem Verhältnisse der Theile gegen das Ganze, von Menschen und
einigen Thieren; in welcher Bedeutung aber nur das Mittelwort gebauet Statt
findet. Eine wohl gebauete Brust. Das Pferd ist sehr schön gebauet.
Ein Edelmann, sehr wohl gebaut, Weiße.
(b) Auf etwas bauen, sich darauf verlassen. Auf den Sand
bauen, ein ungegründetes Vertrauen auf etwas setzen. O wenn er es
erfähret, daß ich von alle dem nichts mehr habe, worauf er seine
letzte Hoffnung bauet! Weiße. Das ist schön, daß er nicht
schwört, desto mehr kannst du auf sein Wort bauen, Gell. Hierauf ist nicht
zu bauen, man kann sich nicht darauf verlassen. (c) * Erhalten und vermehren,
doch nur in der biblischen Sprechart. Gott baue das Haus Israel. (b) * Für
erbauen, figürlich. Darum ermahnet euch unter einander, und bauet einer
den andern, wie ihr denn thut, 1 Thessal. 5, 11. So auch Apostelg. 9, 31.
Welche Bedeutung im Hochdeutschen gleichfalls ungewöhnlich ist.Anm. 1.
Wenn bauen mit dem Vorworte auf verbunden wird, so erfordert dieses ordentlich
die vierte Endung des Hauptwortes, weil dabey zunächst auf den Ort gesehen
wird, auf welchen die Bewegung gerichtet ist. Ein Haus auf einen Felsen, auf
den Sand bauen. In einigen Fällen aber findet auch die dritte Endung
Statt, besonders wenn nicht bloß der Platz, welchen das Gebäude
einnimmt, sondern die Gegend überhaupt angedeutet wird. Du hießest
mich, ein Haus bauen auf deinem heiligen Berge, Weish. 9, 8. In der
figürlichen Bedeutung hingegen wird alle Mahl die vierte Endung
erfordert. [
751-752] Anm. 2. Auch dieses Wort ist bereits
sehr alt. Schon das vorhin angeführte Gothische bua und boo, besonders
aber das Frequentativum bygga, bedeutete aedificare. Bajith, zusammen gezogen
Beth, Baitha, Betha, Baito, Baiton, Bet, bedeuten fast in allen ältern
morgenländischen Sprachen, einen Ort, wo man wohnet, ein Haus,
Gebäude. Bathanum ist bey den heutigen Malabaren eine Stadt, und Wuda, ein
Haus. Boy, Poy, bedeutet bey den Mungalen eine Wohnung, und Abat, bey den
Persern ein Haus. Selbst bey einigen Amerikanischen Völkern, sind Boa,
Wetu, und Pat, für eine Wohnung üblich. Man findet dieses Wort auch
in den Slavonischen Mundarten; denn Bauda, Buda, Bude und Podworie, bedeuten im
Pohlnischen, Wendischen, Böhmischen und Russischen ein Haus.
S. auch Bude. Es ist wenigstens sehr wahrscheinlich,
daß in diesem Worte der Begriff der Höhe der herrschende ist,
S. Baum. Übrigens ist noch dieß anzumerken,
daß bauen in der Alemannischen Mundart irregulär abgewandelt wird,
wenigstens hat es im Particip. Pass. daselbst noch jetzt gebauen, für
gebauet. [
753-754]