Der Bart
, des -es, plur. die Bärte, Diminutivum das Bärtchen,
im Oberdeutschen das Bärtlein. 1. Die Haare am Kinne und über den
Lefzen der Männer und gewisser Thiere. Den Bart scheren, abscheren,
abnehmen. Sich den Bart putzen. Es in seinem Bart hinein lügen, im
gemeinen Leben figürlich, auf eine unverschämte Art lügen;
vermuthlich von der alten Gewohnheit bey seinem Barte zu schwören. Etwas
in den Bart hinein murmeln, leise. Um des Kaisers Bart streiten, um eine Sache
streiten, woran man kein Recht hat, noch haben kann; wofür die Franzosen
sagen, se debattre de la chape a l'Eveque, über des Kaisers Bart streiten,
über eine unbedeutende, unerhebliche Sache. Vermuthlich von dem Barte
Kaiser Carls des Großen, über dessen Beschaffenheit ehedem viel
gestritten wurde. In weitere Bedeutungen, doch nur in niedrigen
Ausdrücken, wird nicht allein das Kinn, sondern auch das Gesicht unter
diesem Ausdrucke verstanden. Einem etwas in den Bart sagen, es ihm ungescheut
unter die Augen sagen. Ingleichen die ganze Person, in einigen zusammen
gesetzten verächtlichen Ausdrücken, z. B. ein Graubart.2.
Figürlich von einiger Ähnlichkeit. 1) In den Schlüsseln der
unten an der Röhre befindliche hervor ragende Theil, welcher eigentlich
das Schließen verrichtet, und auch der Kamm heißet. 2) An den Austern
der so genannte Schweif, der das zarte Fleisch umgibt. 3) An dem schwarzen
Wildbrete wird der Rüssel von den Jägern auch der Bart, oder das
Gebreche genannt. 4) An den [
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Orgelpfeifen sind es zwey Stücke zinnernes Blech, womit sie gestimmet
werden. 5) Die Läppchen am Halse eines Hahnes. 6) In der Kräuterkunde
das unterste Blatt an den helmförmigen Blumen, welches allezeit drey
Einschnitte hat. 7) Lange Grannen an einigen Getreidearten, z. B. der Gerste.
S. auch Bartgerste und Barthafer. 8) An den Kometen,
diejenigen Strahlen, die der Komet nach der Seite des Himmels wirft, wohin
seine Bewegung ihn zu tragen scheinet, im Gegensatze des Schweifes. 9) Der Gang
setzt einen Bart, sagen die Bergleute, wenn er in der Sicherung Erz oder Steine
führet. 10) In dem Bergbaue ist der Bart ein Holz mit halb abgeschnitzten
Spänen, das Feuer in der Grube damit anzuzünden; ingleichen, 11) ein
Holz, welches die Stürzer an die Tonne befestigen, denen so unten sind,
ein Zeichen damit zu geben. Dagegen man 12) in den Schmelzhütten das
gepochte Erz, welches im Waschtroge sitzen bleiben, einen Bart zu nennen
pfleget; und so in andern Fällen Mehr.Anm. Bart kommt mit Barba genau
überein. Bey den Wallisern lautet dieses Wort Barf, im Engl. Barb und
Beart, in der Crimm Bars und Barda. Die Slavonischen Mundarten versetzen das t;
daher heißt der Bart bey den Krainern, Böhmen und Russen Brada.
Wachter glaubt, daß das alte Bar, ein Mann, oder baren, zeigen, das
Stammwort sey; allein sollte angeben können. Sonst könnte man noch
auf Borst rathen.
S. dieses Wort. [
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