B
, der zweyte Buchstab des Deutschen Alphabetes, welcher mit den
Lippen ausgesprochen, und wegen seiner Leichtigkeit von den Kindern am ersten
und liebsten hervor gebracht wird. Die gewöhnlichste Aussprache desselben
hält das Mittel zwischen den mit ihm verwandten p und w; das ist, das b
wird weicher als das p und härter als das w ausgesprochen. Nur am Ende
eines Wortes oder einer Sylbe nähert es sich dem erstern; z. B. Sieb,
Leib, Staub, Dieb, Trieb, Siebmacher, leiblich, Liebling, Triebfeder. Ist aber
ein e weggeworfen, so behält es auch hier seine weichere Aussprache, z. B.
Hebopfer, Knäblein, Weiblein u. s. f. weil diese Wörter eigentlich
Hebeopfer, Knäbelein, Weibelein heißen sollen. Am weichesten wird
dieser Buchstab ausgesprochen, wenn er in einfachen Wörtern in der Mitte
zwischen zwey Selbstlautern stehet, wo er wenig von dem w unterschieden ist,
wie in leben, geben, bleiben, Körbe, Hiebe. In den wenigen einfachen
Wörtern, in welchen dieser Buchstab doppelt vorkommt, findet diese weiche
Aussprache gleichfalls Statt, wie in Ebbe, Krabbe; kommen aber zwey b durch die
Zusammensetzung zusammen, wie in abbrechen, so wird das erste hart, das andere
aber gelinde ausgesprochen.
S. die Orthogr. Th. 1. S. 155.Da diejenigen Buchstaben,
welche mit einerley Sprachwerkzeugen vorgebracht werden, in allen Sprachen sehr
gern mit einander verwechselt zu werden pflegen: so ist solches in der
Deutschen auch dem b, f, v, w und p widerfahren. Beyspiele davon findet man in
den Schriften der ältern und mittlern Zeiten fast in allen Zeilen. Ob nun
gleich die Schreibart seitdem beständiger und gleichförmiger geworden
ist, so sind doch noch einige Überbleibsel dieser Verwechselung
zurück geblieben; z. B. Gift, von geben, Wapen, von Waffen u. s. f. So
schreibt man auch wohl noch jetzt Ingber und Ingwer, Zittwer und Zittber,
Wittwe und Wittib. So sehr die Niederdeutsche Mundart diesen Buchstaben liebt,
so sparsam gehet die rauhere Oberdeutsche mit demselben um, indem sie fast gar
kein Anfangs - B kennet, sondern Par, Pär, Purk, Paum u. s. f. für
Baier, Bär, Burg, Baum, spricht, und wenn sie sich selbst überlassen
wird, auch schreibet. Das b, welches im Oberdeutschen so gern dem m
nachschleicht, als Lamb, frommb, umb, Ambt, nimmbt u. s. f. ist im
Hochdeutschen längst verbannt werden.Das Anfangs-b ist nicht alle Mahl ein
Stammbuchstab, sondern oft nur die Ableitungssylbe be, welche ihr e verloren;
ein Umstand, welcher für die Wortforschung sehr wichtig ist. Man sehe, was
von der Abstammung der Wörter bang, barmherzig, bleiben, Blut, Brücke
und hundert anderer angemerket worden. [
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