Ay
, ein Oberdeutscher Doppellaut, der, wenn er gehörig
ausgesprochen werden soll, den Hochdeutschen Sprachwerkzeugen nochfremder ist,
als das ai; daher man ihn dem Alterthume zu Ehren nur noch in einigen
eigentümlichen Nahmen beybehalten hat, dergleichen Bayern und Mayn sind,
welche Wörter aber von den meisten schon mit einem bloßen ai
geschrieben werden. Bay, May, der eigenthümliche Nahme Sayn, und
vielleicht noch einige wenige andere haben ihn noch behalten. Diesen groben
Doppellaut in Hayde, Hayn, silva, und Getrayde, wieder einführen zu
wollen; um die beyden erstern von Heyde, paganus, Heide, ein unfruchtbares
Land, Hahn, gallus, und heim, zu Hause, unterscheiden zu können, war
gewiß eine der thörichtsten orthographischen Grillen.
S. Heide und Hain. Da das y ein doppeltes ii ist, so ist
ay eigentlich ein Dreylaut; die rauhern Oberdeutschen Mundarten lassen auch
wirklich einen dreyfachen Vocal hören. Äy, welches einige
Sprachlehrer unter die Zahl der Dreylaute anführen, ist im Deutschen ein
Unding; weil kein Grund vorhanden ist, warum man lieber Bäyern, als Bayern
schreiben sollte.
S. auch Ai. [
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