Die Aussicht
, plur. die -en. 1. Das Aus- oder Hinaussehen, in der
thätigen Gattung des Verbi; ohne Plural. 1) Eigentlich. Einem die Aussicht
verwehren. Das Haus hat die Aussicht auf das Meer, aus dem Hause siehet man auf
das Meer. Hier konntest du eine artige Aussicht über das lachende Land
haben, Dusch. Hier will ich die weite Aussicht über diese Ebene von allen
Hindernissen befreyen, ebend. In engerer Bedeutung ist Aussicht in den Rechten,
das Recht, durch einen gewissen Ort des Gutes seines Nachbarn zu sehen;
Servitus prospectus. Daher ein Aussichtsfenster, ein Fenster, durch welches man
eine freye Aussicht hat, im Gegensatze der Lichtfenster, die nur das Tageslicht
einlassen. 2) Figürlich, das Hinaussehen mit den Augen des Geistes, die
Betrachtung der Zukunft, und die angestellte Betrachtung selbst; in welchem
letzteren Falle auch der Plural Statt findet. Freudige Aussichten eines
Christen in die Ewigkeit, ist der Titel gewisser moralischen Betrachtungen. Die
Liebe, die mich jeden Augenblick mit Aussichten in eine glänzendere
Zukunft entzücket, Dusch.2. Die Gegend, wohin man siehet. 1) Eigentlich.
Das Haus hat eine schöne Aussicht. Einem die Aussicht verbauen, benehmen.
Sie müßten sehr fühllos seyn, wenn bey dem Anblicke jener
lachenden Aussichten keine sanfte Wollust sich ihrer Seele bemeistern sollte,
von Brawe. Himmel, welche Aussicht breitet sich vor meinem Auge aus! Gesn. 1)
In engerer Bedeutung sind Aussichten in der Mahlerkunst, der Baukunst und dem
Gartenbaue, perspectivische Anordnungen, welche das Auge täuschen und
demselben eine weite Aussicht darstellen, die doch nicht vorhanden ist. 3)
Figürlich, wohin man mit den Augen des Geistes siehet. Die besten
Aussichten haben, die beste Hoffnung für die Zukunft. Erweitere deine
Aussichten, und stelle dir das Feld der Handlungen nicht kürzer vor, als
es ist, Dusch. Welch eine weite Aussicht über Scenen des Jammers
eröffnen sich hier! ebend.3. Die Art, wie ein Gegenstand in seiner
gewissen Entfernung gesehen wird, wofür das Prospect üblicher ist.
Aussichten von Städten, Prospecte. Figürlich, die äußere
Gestalt. Folge mir mit deinen Gedanken, ich will dir die Welt in einer
melancholischen Aussicht vor Augen stellen, Dusch. [
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