Der Aussatz
, des -es, plur. inus. 1) Eine in Europa jetzt
ungewöhnliche ansteckende Krankheit, welche aber ehedem in den
Morgenländern, besonders unter den Juden sehr häufig war, und wovon
des Herrn Hofr. Michaelis vortreffliche Anmerkung, Th. 1 der
Bibelübersetzung S. 4 der Anmerkungen nachzusehen ist. In weiterer
Bedeutung pflegen einige auch einen ansteckenden Krebs bey den Pferden, der den
ganzen Leib überziehet, ingleichen die so genannten Finnen bey den
Schweinen, und den Grind oder die Räudigkeit an den Bäumen, einen
Aussatz zu nennen.2. In dem Billiardspiele, die Handlung des Aussetzens, und
der Ort, wohin man seinen Ball setzet. In andern Fällen von der Handlung
des Aussetzens, z. B. daran ist gar kein Aussatz, daran ist nichts auszusetzen,
ist es im Hochdeutschen ungewöhnlich.3. Dasjenige, was ausgesetzet wird;
nur in einigen Fällen. So wird das Geld, welches im Spiele ausgesetzet
wird, ingleichen die Figur von einen Kaufmannsladen der Aussatz genannt.Anm.
Der Nahme Aussatz, in der ersten Bedeutung, beziehet sich nicht so wohl auf die
Aussetzung oder Absonderung der mit dem Aussatze behafteten von aller
menschlichen Gemeinschaft, als vielmehr auf den Ausschlag, der sich dabey auf
die Haut setzet. Von eben diesen Mählern, oder Ausschlage auf der Haut,
nannte man den Aussatz ehedem auch Malezey, Malatsch, Malzerey, den Masel, die
Miselsucht, im Angels. Hreofle, Hreofyns, beym Tatian Ruf, im Gothischen
Thrutsfill; und Aussätzige Riobman, Malazige, Malzige, Malitze, Malze,
Holländ. Malaedsch und Ital. Malato. Weil man dergleichen Leute von allem
menschlichen Umgange auszuschließen pflegte, so hießen sie daher auch
Feldsiechen, Fernsiechen und Sondersiechen, und der Aussatz die Feldsucht.
Indessen ist es noch nicht ausgemacht, ob diejenige Krankheit, welche man in
den mittlern Zeiten in Deutschland mit diesem Nahmen belegte, der wahre
morgenländische Aussatz gewesen. Ottfried nennt einen Aussätzigen
Horngibruader, ein Wort, dessen Bedeutung so klar noch nicht
ist. [
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