Auslegen
, verb. reg. act. 1) Hinaus legen. (a) In eigentlicher
Bedeutung. Die Leinwand auslegen, zum Bleichen. Seine Waaren auslegen, zum
Verkaufe, oder zur Schau. (b) Figür- [
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so fern legen ehedem auch für bezahlen gebraucht wurde, an einen andern
bezahlen, doch mit den Nebenbegriffen, daß solches für einen andern
zu einem bestimmten gebrauche und als ein Darlehn geschiehet; und auch hier
wird es nur von kleinen Summen gebraucht. Für jemanden auslegen, bezahlen.
Ich will es inzwischen auslegen. Es ist mein ausgelegtes Geld. (c) Zur
Vermehrung hinlegen; nur in einigen Fällen. Sein Geld auf Wucher auslegen,
an andere verleihen. Auf 400 Stämme guter Maulbeerbäume kann man 10
bis 12 Loth Eyer (von Seidenwürmern) auslegen. 2) In etwas Vertieftes
legen, und es gleichsam damit ausfüllen. Etwas mit Silber, Gold, Elfenbein
Bernstein u. s. f. auslegen. Ausgelegte Arbeit, die auf solche Art gezieret
ist. 3) Aus einander legen, doch nur in der figürlichen Bedeutung, den
Sinn einer Rede, die Absicht einer Handlung erforschen und anzeigen. Eine
Schrift, einen Satz auslegen. Das wird ihm übel, gut ausgeleget. Etwas zum
besten, zum schlimmsten, oder auf das beste, auf das schlimmste auslegen. Einem
etwas als einen Hochmuth auslegen; welche Wortfügung mit als der mit
für und zu vorzuziehen ist: einem etwas für einen Hochmuth, oder zum
Hochmuthe auslegen.Anm. In dieser letzten Bedeutung ist auslegen eine bloß
buchstäbliche Übersetzung des Lat. explicare. Ehe die Gewohnheit den
Gebrauch des Deutschen Verbi fest gesetzet hatte, suchte man den Sinn des
Lateinischen auf andere Art auszudrucken. Kero gebraucht dafür kefaldan,
gleichsam entfalten, Ottfried antfristan, über dessen Bedeutung die
Sprachforscher noch nicht einig sind, und Tatian, arrekin,
erreichen. [
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