Aufschürzen
, verb. reg. act. in die Höhe schürzen. 1) Eigentlich,
lange Kleider, besonders Weiberkleider in die Höhe gürten, und sie
dadurch kürzer machen; im Oberdeutschen auch aufstricken. Den Rock
aufschürzen, und metonymisch auch, sich aufschürzen. Er wird sich
aufschürzen, und wird sie zu Tische setzen, Luc. 12, 37.
Ich steh' und wart' auf dich mit aufgeschürzten Lenden,
Gryph. Lauft emsig wie ein Wirth, der sich die Mühe kürzt, Und hurtiger
zu seyn, sich lustig aufgeschürzt, Haged.
2) Figürlich. (a) In der Baukunst sagt man von den
Aufschieblingen, daß sie auf die Balken und Sparren so aufgeschürzet
werden, daß sie oben mit den Sparren zusammen laufen, unten aber über
die Balken hervor reichen. (b) Ein Pferd heißt aufgeschürzt, wenn es
eingefallene Seiten hat. Daher die Aufschürzung.Anm. In Oberdeutschland
bedeutet dieses Verbum überhaupt in die Höhe binden, verkürzen,
abkürzen. Denn man sagt daselbst so wohl: die Ärmel aufschürzen,
die Segel aufschürzen, als auch, eine Schrift, eine Rede aufschürzen,
für abkürzen. In der Charwoche werden daselbst auch die Glocken
aufgeschürzt, d. i. die Stricke an denselben werden kürzer gebunden.
Eine aufgeschürzte, kurze und aufgeworfene, Nase, ist nur in der gemeinen
Sprechart einiger Gegenden üblich. Den Kessel aufschürzen, ihn in den
Kesselhaken über dem Feuer zu hängen, kommt bey dem Apherdian vor,
und in der Clevischen Rechtsordnung und einer Stelle bey dem Goldast, welche
Frisch anführet, bedeutet aufschürzen auch so viel als aufschieben.
Aus diesem allen erhellet, daß in aufschürzen der Begriff der
Verkürzung der herrschende ist.
S. Schurz. [
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