Auflegen
, verb. reg. welches in gedoppelter Gattung üblich ist.I.
Als ein Activum, und zwar,1. Eine Sache auf die andere legen. 1) Eigentlich, so
wohl Absolute, als auch mit der dritten Endung der Person. Ein Pflaster
auflegen, auf die Wunde. Das Tischtuch auflegen, Auf den Tisch. Den Elbogen
auflegen, auf den Tisch, und sich mit dem Elbogen auflegen. Dem Pferde den
Sattel auflegen. Einem die Hände auflegen. Einem eine Last auflegen. Sich
selbst eine Last auflegen, beydes im figürlichen Verstande. Der Baum hat
viel Holz aufgelegt, im Forstwesen, wenn er viele Äste hat. Die Maschen
auflegen, die erste Reihe Maschen auf der Nabel mit den Fingern bilden.
Absolute ist auflegen so viel, als eine freiwillige Gabe auf den dazu
bestimmten Teller legen. + Es ist ein Auflegen, bey den Handwerkern, wenn eine
solche Collecte gesammelt wird. 2) Figürlich. (a) Zu etwas verpflichten,
dazu nöthigen. Dem Volke Steuern auflegen. Einem eine Strafe, eine
Buße, einen Eid auflegen. Man hat ihm ein Stillschweigen aufgeleget. Man
legt sich eine Verpflichtung auf, wenn man Geschenke nimmt, Weiße. Sie
wollen mir gewiß eine neue Verbindlichkeit auflegen, ebend.
S. Auflage 3. und Legen. In dieser Bedeutung ist auch,
obgleich ohne Noth, auferlegen, üblich. (b) Zu etwas geschickt machen.
Bloß weil mich die Natur zum Mitleid aufgelegt, Günth. Im
Hochdeutschen ist in dieser Bedeutung nur allein das Mittelwort aufgelegt,
für geschickt, doch nur der Fassung des Gemüths nach, üblich.
S. Legen. Ich bin dazu heute nicht aufgelegt. Sie sind
heute ungemein aufgelegt, sich auf meine Kosten ein Paar heitere Augenblicke zu
verschaffen. Die lebhaftesten Gemüther sind am meisten zu großen
Leidenschaften aufgelegt, (c) * Beschuldigen. Wenn jemand ein Weib nimmt, - und
legt ihr was schändliches auf, 5. Mos. 22, 13, 14. Damit man uns nit
dörffte auflegen oder zumessen, als solten wir, u. s. f. in einer
Braunschweigischen Deduction von 1560. Diese Bedeutung ist im Hochdeutschen
veraltet; nur das Substantiv, die Auflage, erhält selbige noch in den
gemeinen Sprecharten. (d) Ein Schiff auflegen, in der Schifffahrt, es in den
Hafen bringen, und den Winter über daselbst liegen lassen.2. In die
Höhe legen, auflehnen, in der figürlichen Bedeutung der
Widerspänstigkeit. Sich wider einen auflegen, wofür doch auflehnen
üblicher ist.3. Von neuen drucken. Ein Buch auflegen, es nach dem ersten
Drucke nochmals drucken oder drucken lassen. Auflage [
507-508] wird zwar auch von dem ersten Drucke eines Buches gebraucht, so fern
die Anzahl der gedruckten Exemplare darunter verstanden wird; allein das Verbum
auflegen ist nur von dem wiederhohlten Drucke üblich.
S. Legen, wo gezeiget wird, daß dieses Wort auch
die Kosten zu etwas hergeben bedeutet, welche Bedeutung auch noch in verlegen
übrig ist.II. Als ein Neutrum, mit dem Hülfsworte haben, aber nur in
der gemeinen Redensart: Fett auflegen, fett werden. Das Thier leget zu viel
Fett auf, will nicht legen.So auch die Auflegung in allen obigen
Bedeutungen. [
509-510]