Aufgeben
, verb. irreg. act.
S. Geben. 1. In die Höhe geben, hinauf geben, und
zwar, 1) eigentlich, in welcher Bedeutung es vornehmlich in den hohen Öfen
üblich ist, und daselbst Kohlen und Eisensteine in den Ofen schütten
bedeutet, wobey man mehrere [
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Höhe gehen muß. In den Schmelzhütten heißt diese
Verrichtung auflaufen und auftragen. 2) In weiterer Bedeutung. Einen Brief
aufgebe, ich auf die Post geben. In Niedersachsen bedeutet aufgeben auch so
viel, als die Speisen auf den Tisch tragen, auftragen.2. Offen geben,
öffnen. Diese Bedeutung ist zwar ihrem ersten und eigentlichen Verstande
nach, nicht mehr üblich; indessen erhellet aus dem Ausdrucke, aufgebig
Lehn,
S. im folgenden, daß aufgeben diese Bedeutung gehabt
haben müsse. Als figürliche Bedeutungen lassen sich dahin
rechnen, 1) von sich geben, den Besitz einer Sache einem andern übergeben,
besonders wenn es an einen Höhern geschiehet. Eine Stadt oder Festung
aufgeben, sie den Belagerer übergeben. Ein Lehn aufgeben, es dem
Lehnsherren zurückgeben, welches auch auflassen und aufsenden genannt
wird. Den Geist aufgeben, sterben, welche R. A. schon in Strykers altem
Gedichte bey dem Schilter S. 122 vorkommt: Do het si Got aufgeben den Geist.
Wie sehr wünschte ich den schmachtenden Rest meines Lebens zu seinen
Füßen aufgeben zu können! Less. 2) Freywillig fahren lassen. Das
Spiel aufgeben, aufhören zu spielen. Ich habe die Freundschaft mit ihm
völlig aufgegeben. Ein Amt, eine Bedienung aufgeben. Gib die
edelmüthige Hoffnung auf, mich zu retten, Dusch. Der Arzt hat den
Patienten aufgegeben, verloren gegeben, alle Hoffnung von ihm aufgegeben. Beyde
Bedeutungen gehören genau zusammen. Die erste führet alle Wahl den
Begriff einer Übertragung an einen andern mit sich, die letzte aber siehet
bloß auf die Begebung der Sache und der Entschlagung derselben.3. Zu thun
oder zu verrichten auftragen. Einem Schüler etwas zu lernen aufgeben.
Einem eine Arbeit aufgeben. Ein Räthsel, oder etwas aufgeben. Alle
aufgegebene Fragen beantworten. In dieser Bedeutung pflegt man das Verbum im
gemeinen Leben gern zu zerreißen: einem etwas auf zu rathen geben,
ungeachtet solches wider die Natur aller zusammen gesetzten Zeitwörter
ist.Das Substantiv die Aufgebung kann in allen obigen Bedeutungen gebraucht
werden. In den meisten ist indessen auch die Aufgabe
üblich. [
493-494]