Die Armbrust
, plur. die -brüste, eine ehemalige Art des
Schießgewehres, welche aus einer verbesserten Art der Bogen bestand, wo
dieser an einem besondern Schafte und Auflage befestigt war, mit dem Spanner
gespannet, und durch den am Schafte befindlichen Drücker abgedrückt
wurde. Nach Erfindung der Feuergewehre sind sie, so wie alle übrige alte
Arten der Geschosse, aus der Mode gekommen, und werden nur noch hin und wieder
zur Lust, und in einigen Städten von den Schützengesellschaften
gebraucht. Eigentlich wurden alle Arten Geschosse, wo der Bogen an einem
Schafte befestigt war, Armbrüste genannt; daher man auch
Wagen-Armbrüste hatte, welche auf einem Karren befindlich waren, und von
Pferden gezogen wurden,und deren stählerner Bogen ungefähr vier Pfund
wog. Die kleinste Art, welche nicht Bolzen, wie die vorigen, sondern kleine
Kugeln schießen, werden Schnäpper genannt. Der Schaft an den
größern nebst den zur Spannung gehörigen Werkzeugen, heißt
zusammen genommen die Rüstung oder das Rüstzeug, welchen Nahmen auch
wohl die Armbrüste selbst bekommen, daher man sie nach Maßgebung
ihrer Größe in die ganze und in die halbe Rüstung theilet.
Übrigens findet man die Armbrüste auch Armbrustbogen und
Armbrustrüstung genannt. In dem Lateine der mittlern Zeiten ist
Arcubalista, Arbalista die eigentliche Benennung dieses Geschosses; indessen
findet man es auch eben so oft Balista und Balestrum genannt, obgleich dieser
Nahme allen alten Wurfzeugen zukommt, auch denen, welche nicht vermittelt eines
Bogens und einer Sehne getrieben wurden.
S. Balester.Anm. In Ansehung des Geschlechtes dieses
Wortes ist der Gebrauch sehr schwankend und unbeständig, indem man es so
wohl in den ältern als neuern Zeiten in allen drey Geschlechtern findet.
Doch wird es in dem weiblichen am häufigsten gebraucht. Dessen Abstammung
ist so ausgemacht noch nicht, daß sie nicht noch eine Untersuchung
ertragen sollte. Wachter leitet es von Arm, brachium, und dem alten bresten,
brechen, her, weil dieses Geschoß einem gebrochenen Arme ähnlich
sehen soll; Grupen, von Arm und Borst, ruptura, weil es balista ligneo brachio
instructa sey; Gottsched von Arm und Rüstung; Ihre endlich von dem alten
arf, ein Pfeil, und bersa, birschen, bürschen, d. i. schießen. Ein
Paar Anmerkungen werden denen, die den Ursprung dieses Wortes genauer
untersuchen wollen, nicht unnützlich seyn. 1) Das Wort Armbrust ist so gar
alt nicht, und kommt unter den Schwäbischen Kaisern vielleicht am ersten
vor. 2) Die Armbrüste scheinen eine ausländische Erfindung zu seyn;
wenigstens behaupten einige Franzosen, daß ihre Nation die Arbalestes von
den Engländern bekommen habe;
S. Carpentier Gloss. v. Balista. 3) Die Armbrust
heißt in den Fabeln der Schwäbischen Dichter der Arbrost, im
Schwabenspiegel und dem Theuerdank Armbrost, sonst auch nur Armbst, bey den
Niedersachsen Armborst, Armbost, bey den Dänen Armbosse, bey den Schweden
Arborst. 4) Es gab ihrer überaus viele Arten, wovon du Cange und
Carpentier nachzusehen sind. Unter denselben befinden sich auch die -
hier nichtlateinischer Text, siehe Image - bey dem
Hero, die Manubalistae der Römer, die Balistae a pectoribus, bey dem Raim.
Montanerius. 5) Das b in der Mitte ist kein bloßes Anhängsel des m,
wie Gottsched behauptete, indem Arm in den mittlern Zeiten nur selten Armb
lautet, in Armbrust aber alle Mundarten beständig das b haben. Das r in
der letzten Sylbe ist eher für ein zufälliger Buchstab zu halten,
weil einige Mundarten dasselbe gar nicht haben; wodurch zugleich der Einfall
von der Armrüstung völlig wegfällt. 6) Hr. Ihre Meinung, das die
letzte Sylbe von birschen, bürschen, schießen, sey, ist daher
unwahrscheinlich, weil man besondere Birsch-Armbrüste hatte, die
vornehmlich zur Jagd gebraucht werden.
Nembt mit euch das pirsch armbrost mein Dann es ist stark und
scheust gerad, Theuerd. Kap. 30.
In einer Französischen Urkunde von 1381 bey dem
Carpentier v. Arbalista findet sich gleichfalls ein Arbaleste a berseaux, d. i.
eine Birsch-Armbrust. So lange bis eine bessere Ableitung wird gefunden werden,
scheinet Spegels Meinung, daß Armbrust durch eine verderbte Aussprache aus
Arbalista entstanden, noch immer die wahrscheinlichste zu seyn.
S. auch Balester, Elbe und Stahl. Der Armbruster,
für Armbrustschütz und Armbrustmacher, ist veraltet. [
431-432]