Anstatt
, eine Partikel, welche das Daseyn einer Person oder Sache an
der Stelle einer andern ausdruckt. Wenn dasjenige, an dessen Stelle sich ein
anderes befindet, durch ein Nennwort bezeichnet wird, so stehet dieses in der
zweyten Endung, welche von dem in der Partikel befindlichen Hauptworte Statt
herrühret. Ich wünsche, du gingest anstatt meiner hin. Anstatt des
Fürsten war ein Minister zugegen. Ich will meine Freunde anstatt meines
Herzens zu Rathe ziehen. Bestehet solches aber aus [
377-378] einem Verbo, oder aus einem ganzen Satze, so folget entweder der
Infinitiv mit zu, oder die Conjunction daß. Anstatt zu kommen, blieb er
weg, oder anstatt daß er kommen sollte, blieb er weg.
Scheint stolz auf seine Schmach, anstatt beschämt zu
seyn, Wiel.
Anstatt, daß sie uns in der Gefahr beystehen sollten, so
zeigen sie uns den Ursprung und die Größe derselben, Gell.Anm. Es ist
mit der Präposition an und dem Substantive Statt, Ort, zusammen gesetzet,
daher es auch einige getheilet an Statt, und andere, obgleich sehr unrichtig,
an statt schreiben. Zuweilen kann diese Partikel getrennet werden, da denn
zwischen beyden Hälften der Genitiv des Nennwortes eingeschaltet wird. Ich
wünsche, du gingest an meiner Statt hin. An des Fürsten Statt war ein
Minister zugegen. Du seufzest darüber, daß deine Väter nicht an
deiner Statt Schweiß vergossen haben, Dusch. Ja es gibt Fälle, wo die
Theilung nothwendig ist; z. B. einen an Kindes Statt annehmen, wo anstatt eines
Kindes, ungewöhnlich ist. Wenn kein Nennwort vorhanden ist, findet die
Theilung ohne dies nicht Statt; wenn sie aber geschiehet, so bekommt Statt
billig ein großes S, weil es alsdann in alle Rechte eines Substantives
wieder eintritt. Auch kann zuweilen die Präposition weggelassen und statt
allein gesetzet werden. Ich wünschte, du gingest statt meiner hin. Statt
des Fürsten war ein Minister zugegen. Sein Wort gilt statt eines Gesetzes.
Da es hier ganz die Gestalt einer Präposition hat, so fällt auch der
große Buchstab billig weg. An meine Statt, an deine Statt ist zwar nicht
ganz unrichtig, aber doch ungewöhnlicher, als die Wortfügung mit der
zweyten Endung des persönlichen Pronominis. Gebietet ir an meine statt,
sang schon Reimar der alte. Anstatt oder statt, in der Bedeutung der
Präposition für, etwas anstatt einer Wohlthat achten, ist im
Hochdeutschen veraltet; auch haben diejenigen keinen Beyfall gefunden, welche
für Pronomen Anstattwort einführen wollten. [
379-380]