Anhängen
, verb. reg. act. an etwas hängen, und zwar,1. Eigentlich.
Den Mantel, das Kleid anhängen, an den Haken. Das Siegel anhängen,
mit Schnüren an eine Urkunde befestigen. Der Katze die Schelle
anhängen, figürlich, sich einer gefährlichen, bedenklichen Sache
unterziehen.
Die Schäfer hatten schon die Flöten weggethan, Und
bringen (hängten) sich nunmehr die leeren Flaschen an, Rost.
2. In weiterer Bedeutung, an eine andere Sache befestigen,
als ein Reciprocum. Der Brey hängt sich in dem Topfe an. Das Pech
hängt sich an die Hände an. Die Kletten hängen sich an. Sich an
den Wagen anhängen. [
313-314] 4. Figürlich. 1)
Beyfügen. Noch etliche Zeilen anhängen. Er hängt immer noch
etwas an die Erzählung an. Vornehmlich als ein Reciprocum. Sich an
jemanden anhängen, sich in seine Gesellschaft, ingleichen in seinen Schutz
begeben, doch nur im verächtlichen Verstande. Er hängt sich
überall an, bringt sich einem jeden auf. Jeder Empfindung hängt sich
eine sanfte Leidenschaft an, die mich in eine süße Unruhe versetzet,
Dusch. Den Begriffen von Reichthum haben sich Nebenbegriffe angehangen
(angehänget) die seinen Werth ungemein erhöhen, ebend. 2) Ein
bleibendes Übel auf eine unerlaubte Art zufügen, in
verächtlicher Bedeutung. Einem einen Schimpf, einen Schandflecken
anhängen. Er stellete ihm den Schimpf vor, den er seiner Familie
angehänget hatte, Dusch. Sie haben ihm die leichtfertigsten Reden
angehangen, (angehänget,) Gell. So auch, einem eine Krankheit
anhängen, ihn damit anstecken. Einem die Krätze anhängen. 3)
Ohne vernünftige Ursache zuwenden, folglich auch nur im verächtlichen
Verstande. Er hänget seinen Freunden alles an. Man muß nicht einem
Kinde alles allein anhängen.Anm. So leicht das Neutrum von dem Activo so
wohl in der (Conjugation als Bedeutung zu unterscheiden ist, so sehr wird doch
dawider verstoßen. Und hingest deiner Ehre einen Schandfleck an, für
hängtest, sagt schon Luther, Sir. 47, 21. ob es gleich bey eben demselben
Ps. 78, 66. ganz richtig heißt: Und hängete ihnen eine ewige Schande
an. Daß sich aber auch neuere und zum Theil gute Schriftsteller diese
Verwechselung zu Schulden kommen lassen, erhellet aus den oben angeführten
Beyspielen.
S. auch Anhenken. [
315-316]