Anders
, eine Partikel, welche in zweyerley Gestalt üblich ist.1.
Als ein Adverbium, für auf andere Art, verschieden. Er wird mit den Jahren
schon anders werden. Sich anderns besinnen. Etwas anders deuten. Die Sache
verhält sich ganz anders, als man mir gesagt hatte. Anders aber
wüßte ich ihm nicht zu begegnen. Anders lebt man mit einem Tyrannen,
anders mit einem Freunde. Er thut nicht anders, als wenn er hier zu Hause
wäre. Es war nicht anders, als wenn ich ihn sähe. Ich kann mich nicht
anders, als durch [
279-280] Thränen entschuldigen.
Ich habe es nicht anders als gerne sehen können. Er konnte nicht anders,
als gehorchen, er mußte schlechterdings gehorchen. Was sagen sie mir? - -
Nicht anders; hier ist der Brief. Da denn nicht anders eine im
gesellschaftlichen Umgange gewöhnliche Art der Bejahung ist, für, es
ist nicht anders. Es ist nicht anders; ihr Leben ist ein beständiges
Gebeth, Gell.2. Als eine Conjunction, welche, 1) das Ausschließende einer
Bedeutung ausdruckt, und so wohl mit wenn oder wo, als auch allein angetroffen
wird. Ich werde sie besuchen, wenn sie anders zu Hause sind. Wenn das anders
deine Meinung ist. Wenn sie anders noch Willens sind, meine Tochter zu
ehelichen, Gell. Wer den Zweck will, der muß auch das Mittel wollen, wenn
er anders verständig ist, ebend. Wo ich mich anders darauf verstehe. Du
mußt arbeiten, willst du anders essen. Hab ich anders Gnade vor dir
funden. Doch soll ich anders sagen, was mein Bedünken ist, Opitz. 2) *
Einen im entgegen gesetzten Falle gewissen Erfolg zu bezeichnen, für
sonst. Man fasset auch nicht Most in alte Schläuche, anders die
Schläuche zerreißen, Matth. 9, 17. In dieser Bedeutung kommt es im
Hochdeutschen wenig mehr vor; aber in Oberdeutschland ist es in derselben noch
völlig üblich.Anm. Oben bey ander ist bereits angemerket worden,
daß die Partikel anders in Oberdeutschland anderst lautet, zum
Unterschiede von dem Neutro anderes oder anders.Wir irren insgesammt, nur jeder
irret anderst, Hall. Und Siegm. von Birken sagt in dem Ehrenspiegel des Hauses
Österreich ausdrücklich: ein anders ist etwas anderes vorbringen, und
etwas anderst vorbringen. Wo ein solcher Unterschied einmahl eingeführet
worden und allgemein ist; da ist er zu loben. Wenn aber ein Sprachlehrer
denselben in einer Mundart einführen will, die ihn nie beobachtet hat, so
überschreitet er die Grenzen seiner Gewalt. Anderster, wie einige
Oberdeutsche Provinzen sagen, die es zuweilen gar für das Neutrum anderes
gebrauchen, ob da vielleicht was anderster zu erhalten sey, lößt sich
mit nichts, als mit der Alemannischen Liebe zur Weitschweifigkeit
entschuldigen. [
281-282]