Die Ader
, plur. die -n, Diminutivum Äderchen, Oberdeutsch,
Äderlein.I. Diejenigen Röhren oder Canäle in den thierischen
Körpern, worin gewisse Säfte ihren Umlauf haben. Besonders, 1) die
Gänge des Blutes. Die Puls- oder Schlagadern, die das Blut aus der
Herzkammer zu den übrigen Theilen des Leibes führen, Arteriae. Die
Blutadern, in engerer Bedeutung, die es von den Theilen des Leibes wieder in
die Herzkammer leiten, Venae. Eine der bekanntesten unter diesen ist die
goldene Ader, Vena haemorrhoidalis, deren eigentlich zwey sind, die inwendige,
und die auswendige, welche sich beyde bis in das Gesäß erstrecken,
daselbst zuweilen aufschwellen und sich öffnen, welchen Blutfluß,
besonders wenn er von der inwendigen herrühret, man im gemeinen Leben
gleichfalls die güldene, besser die goldene Ader zu nennen pfleget. Ferner
sind von den Blutadern die R. A. zu verstehen: Einem die Ader öffnen, ihm
die Ader schlagen, und im gemeinen Leben, ihn zur Ader lassen, aus der Ader
lassen, oder Ader lassen, durch Öffnung einer Ader etwas Blut
abfließen lassen, welches auch Blut lassen genannt wird. Ich habe zur Ader
gelassen, oder im gemeinen Leben auch wohl, ich habe Ader gelassen, in der
Mittelgattung, ich habe mir eine Ader schlagen lassen. In einigen
gesellschaftlichen R. A. wird Ader auch wohl figürlich für das Blut
in den Adern gebraucht. Es ist keine gute Ader an ihm, er taugt gar nichts. Er
hat keine Ader dazu, nicht die geringste Geschicklichkeit oder Neigung.
Das Bav, der unverschämte Knabe, Kein Äderchen zur
Dichtkunst habe, Das räumt mir jeder ein, Bernh.
Er hat keine Ader von seinem Vater, gleicht ihm nicht im
mindesten. 2) Die Gänge, worin auch andere Säfte ihren Umlauf haben.
Daher in der Zergliederungskunst, die Milchadern, welche den Milchsaft in die
große Gekrösdrüse führen, Venae lacteae; die Wasseradern,
die dem Geblüte ein helles Wasser zuführen, Vasa lymphatica. 3)
Werden auch andere den eigentlichen Adern wenigstens von außen
ähnliche Theile der thierischen Körper mit diesem Nahmen belegt, wenn
gleich keine Säfte in denselben ihren Umlauf haben, oder solcher Umlauf
noch ungewiß ist. So werden die Fibern oder Fäserchen, Fibrae, von
einigen auch Äderchen genannt. Die Sehnen führen auch den Nahmen der
Spannadern.II. In weiterer Bedeutung, wegen einiger Ähnlichkeit, 1)
allerley Züge in leblosen Körpern, welche wie die Adern aus- und
in [
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Adern in den Blättern der Pflanzen, in dem Holze, und in einigen
Steinarten, besonders dem Marmor. 2) Die Gänge und kleinen Canäle des
Wassers unter der Erde, und der Erze in den Bergen; Wasseradern, eine
Brunnenader, eine Erzader, Goldader u. s. f. 3) Werden bey den Drahtziehern und
Eisenhändlern auch in kleinern Gebinde Draht, woraus ein Ring Draht
besteht, und deren oft 50 bis 60 in einem Ringe sind, Adern genannt.Anm. Ader,
Fränk. und Aleman. Adara, Athara, in Oberschwaben noch jetzt Athar,
Angels, Aeddre, Isländ. Aedr, Dän. Aar, scheinet eigentlich einen
jeden langen, runden, dünnen Körper, eine Röhre oder Canal
bedeutet zu haben, weil es ehedem auch das Eingeweide, und zunächst das
Gedärm bedeutete. Wachters Meinung, daß Ader ursprünglich das
Blut selbst bedeutet habe, und hierin mit dem Griechischen -
hier nichtlateinischer Text, siehe Image - überein
stimme, hält hier, wie in mehrern andern Fällen, wohl nicht Stich.
Brunnadara, für Wasserquellen, kommen schon bey dem Notker vor. Nach dem
zu Augsburg 1483 gedruckten Buche der Natur gibt es "dreyerley Adern in dem
Menschen. Die ersten sind Kunstadern, (venae,) da das Blut innen rinnet. Die
andern sind Geystadern, zu Latein arteriae, in dem fließen die
natürlichen Geist und die leiblichen Geist. Die dritten seynd Bandadern
(nervi,) mit den pindet die Natur die herzen (härtesten) bain in den
gelidern zusammen." Die so gemeine R. A. zur Ader lassen, die Ader lassen, oder
nur schlechthin Ader lassen, ist freylich ein wenig sonderbar. Vielleicht ist
die erste die unrichtigste. Lassen kann hier für ablassen stehen. Die Ader
lassen würde also bedeuten, das Blut aus der Ader abzapfen, so wie man
metonymisch sagt, einen Teich ablassen, und doch das Wasser des Teiches
darunter verstehet. Wie das Vorwort zu in diese Redensart gekommen, wird schwer
anzugeben seyn. [
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