Der Accent
, des -es, plur. die -e, von dem Lat. Accentus. 1) In der
Sprachlehre, überhaupt die Abänderung der Stimme in der Aussprache
der Wörter, Sylben und Vocale; ohne Plural. Allein da es mehrere Arten
dieser Abänderung gibt, welche man ohne Unterschied Accent oder Ton zu
nennen pflegt, so hat solches zu allen Zeiten viele Verwirrungen in den
Sprachlehren verursacht. Im Deutschen unterscheidet man die drey vornehmsten
Abänderungen der Stimme durch die Nahmen Ton, Accent und Quantität
oder Zeitmaß am richtigsten so. (a) Der Ton ist die merkliche Erhebung der
Stimme, mit welcher eine Sylbe vor der andern ausgesprochen und dadurch
gleichsam heraus gehoben wird. So wird in den Wörtern gehen, der Abfall,
die erste, in verwesen und verlassen aber die mittelste Sylbe mit einer
vorzüglichen Erhebung der Stimme vorgetragen. Das nennet man fast in allen
Sprachen den Accent, im Deutschen aber am richtigsten den Ton.
S. dieses Wort. (b) Der Accent ist alsdann die
längere oder kürzere Verweilung der Stimme auf einem Vocale, und
theilet sich folglich in den geschärften Accent, wenn die Stimme schnell
über den Vocal wegeilet, wie in ab, ob, mit und den ersten Sylben der
Wörter treffen, fallen, binden; und in den gedehnten, wenn die Stimme
länger darauf verweilet, wie in da, gar, her und in den ersten Sylben der
Wörter gehen, stehen, lieben. In verstehen haben die erste und letzte
Sylbe den geschärften, die mittelste aber den gedehnten Accent. Daraus
erhellet, daß der Accent mit dem Tone zwar oft zusammen trifft, aber
nichts weniger als einerley mit demselben ist. Hiervon ist (c) noch die
Quantität, das Zeitmaß, oder die prosodische Länge und
Kürze der Sylben, unterschieden, welche im Deutschen zwar ganz von dem
Tone abhängt, aber mit demselben wieder nicht einerley ist. Alles was den
Haupt- oder ganzen Ton hat, ist in der Prosodie lang; was den halben oder
Nebenton hat, ist gleichzeitig, d. i. es kann lang oder kurz gebraucht werden;
was aber [
141-142] tonlos ist, ist kurz.
S. davon mit mehrern die Sprachlehre. 2) Das Zeichen des
Accentes. Wo man Accent für Ton gebraucht, da pflegt man auch die
Tonzeichen mit dem Nahmen der Accente zu belegen. Allein im Deutschen nennet
man nur diejenigen Zeichen Accente oder Accent-Zeichen, womit man die
Schärfung oder Dehnung eines Vocales bezeichnet, und welche (´) und
(`) sind; z. B. da, ab. Daher accentuiren, die Sylben mit diesen Accent-Zeichen
versehen, in andern Sprachen aber, sie mit den gehörigen Tonzeichen
versehen. 3) Bey einigen der neuern Dichter oft so viel, als die Stimme, Worte,
Töne, wo es eine unnöthige Nachahmung des Franz. Accent ist, welches
gleiche Bedeutung hat. Alsdann aber wird es nur im Plural gebraucht. Die
Nachtigall schwieg und horchte die zärtlichen Accente; Gesn. 4) In der
Musik, nach dem Ital. Accento, eine Art zu singen, oder zu spielen, da man, ehe
die vorgeschriebene Note ausgedruckt wird, schon die darüber oder darunter
stehende hören läßt, der Vorschlag. [
143-144]