Ab
, eine Partikel, welche in gedoppelter Gestalt vorkommt.I.
Für sich allein, und als ein eigenes Wort. 1. Als ein Umstandswort, (a)
eine Trennung, Absonderung zu bezeichnen; doch nur im gemeinen Leben. Der Kopf
ist ab. Kopf ab! Hand ab! (b) Für hinab, und figürlich, eine
Entfernung zu bezeichnen, in Verbindung mit auf. Den Berg auf und ab fahren,
gehen, reiten, d. i. bald hinauf, bald hinab, und figürlich sich bald
nähern, bald entfernen. Nach einer noch weitern Figur ist auf und ab im
gemeinen Leben so viel als ungefähr: zehn Thaler auf und ab. c. Als eine
Präposition, für von, an vor und aus; in welcher Gestalt es im
Hochdeutschen völlig veraltet ist, aber noch im Oberdeutschen lebt: ab dem
Wege kommen, ab den Augen gehen, einen Gräuel ab den Götze haben.
Daher auch die gleichfalls nur Oberdeutschen Zusammensetzungen, abhinnen, von
hinnen, bevorab, zumahl, hierab, hiervon, hieraus, worab, woraus, abhanden, (
S. dieses Wort.) u. s. f.II. In der Zusammensetzung, in
welcher Gestalt es im Hochdeutschen am üblichsten ist, und am
häufigsten mit Verbis gebraucht wird. Es vertritt alsdann die Stelle des
Vorwortes von, mit [
5-6] welchem keine Verba zusammen
gesetzet werden können, und bezeichnet überhaupt eine Trennung und
Absonderung, deren besondere Art durch das beigefügte Zweitwort näher
bestimmt wird. Insbesondere aber,1) eine Entfernung von einem nähern Orte
nach einem niedrigern, in welcher Bedeutung es für hinab, oder herab
steht, wie in abfallen, abfließen, abhangen, abhängig, abklappen,
abnehmen, für herab, nehmen, absteigen u. s. f. Und hierher gehören
auch die Umstandswörter bergab, herab, hinab und abwärts.2) Eine
Entfernung von einem Orte, so wohl in eigentlicher als uneigentlicher
Bedeutung, für weg, oder hinweg; als abgeben, abtreten, abreisen,
abfahren, abstehen, abziehen u. s. f. in welchem Falle der terminus a quo als
ein höher gelegener Ort voraus gesetzet wird. Hiermit ist,3) der Begriff
der Trennung oder Absonderung verbunden, wie in abbeißen, abblasen,
abpflücken, abbürsten, abstreifen, abschneiden u. s. f. wobey sich
die Partikel ab so wohl auf diejenige Sache beziehet, welche angesondert wird,
als auch metonymisch auf die, von welcher die Absonderung geschieht. Denn man
sagt so wohl, den Staub abbürsten, (nehmlich von dem Kleide) als auch das
Kleid abbürsten; die Federn abrupfen, (nehmlich der Gans) und die Gans
abrupfen u. s. f. Doch läßt sich diese letztere Wortfügung nicht
in allen Fällen gebrauchen, sondern nur da, wo der Gebrauch sie, um der
Kürze willen, eingeführet hat. Ingleichen, 4) der Begriff der
Erreichung, wie in abgehen, ablangen, absehen, abspannen, u. s. f. durch gehen,
langen, sehen, spannen, erreichen. Aus diesen vier Bedeutungen, welche man als
die eigentlichen ansehen kann, fließen folgende figürlichere: 5) des
Verminderns und Tilgens, wie in abbüßen, abarbeiten, abdienen,
absitzen u. s. f. das ist, eine Schuld oder Strafe durch Buße, Dienste,
Arbeit, Verhaft u. s. f. vermindern und bezahlen; ingleichen, 6) des
Entkräftens und Schwächens, als abängsten, abtreiben, (ein
Vieh), sich abseufzen, sich abweinen u. s. f. Die meisten Zeitwörter
dieser Art sind niedrig, und nur dem gemeinen Gebrauche zu überlassen. 7)
Der Nachbildung, der Übertragung der Gestalt einer Sache auf die andere,
wie in abbilden, abmahlen, abschreiben, abzeichnen u. s. f. 8) Der Vollendung,
weil man von demjenigen abzulassen, oder sich zu entfernen pfleget, was seine
Endschaft und Vollkommenheit erreicht hat, wie abfüttern, abkochen,
abbrauen, absieden, abspeisen neutr. das Ableben u. s. f. Auch von diesen
Zeitwörtern sind viele niedrig und nur im gemeinen Leben üblich. In
andern ist der Begriff der Vollendung etwas versteckter, und da dienet das
ab,9) zum Theil die Bedeutung des folgenden Zeitwortes zu verstärken, wie
in abglühen, abprügeln, abscheiden, Abschied, abschließen (eine
Rechnung), absondern, absterben, abwägen u. s. f. obgleich auch bey vielen
dieser der Begriff der Entfernung, Vollendung u. s. f. Statt findet. Endlich 10)
bezeichnet es auch vor einigen Wörtern, die nicht von Verbis bekommen, so
viel als das Gegentheil dessen, womit es verbunden ist; wie in Abgott, Abgrund,
Abgunst, abhold, abgeschmackt, wo die Bedeutung gleichfalls eine Figur der
Entfernung ist.Anm. 1) In Ansehung der Conjugation gehöret ab zu den
trennbaren Partikeln, weil es sehr oft von seinem Verbo getrennt wird; ich
messe ab, maß ab, nicht ich abmesse, abmaß. Es hat daher auch
allemahl den Hauptton: abbringen, Abart, Ab-bruch, obgleich in solchen
Fällen, wo auf das ab noch eine Partikel folgt, um der Länge des
Wortes willen, das Verbum einen merklichern Nebenton bekommt als in andern
Fällen: aberkennen, abgewinnen, abverdienen. 2) Ab, Nieders. Holl. Goth.
Schwed. und Dän. af, Angels. und Engl. of, Griech. -
hier nichtlateinischer Text, siehe Image - und -
hier nichtlateinischer Text, siehe Image - , und Latein:
ab, abs, ist ein sehr altes Stammwörtchen, welches in den meisten Sprachen
angetroffen wird. Wenn es so viel als hinab bedeutet, so gebrauchen die
Niedersachsen dafür ihr daal; als daalbreken, daalriten u. s. f für
abbrechen, abreißen. Luthers abe, welches in der Deutschen Bibel
häufig vorkommt, ist veraltet. [
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