Der Aberglaube
, des -ns, plur. car. 1) Derjenige Zustand [
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Erscheinungen mehr Kraft beylegt, als ihrer eigentlichen Beschaffenheit
gemäß ist. In engerer Bedeutung der Glaube an eingebildete
unsichtbare wirkende Ursachen, die Neigung, natürlichen Dingen
übernatürliche Kräfte beyzulegen. 2) In der höhern
Schreibart, auch figürlich für abergläubige Menschen. Wie manche
Scepter hat der Aberglaube nicht zerbrochen, wie viel Thronen hat er nicht
umgestürzt, wie viele gütige Monarchen hat er nicht der Wuth eines
aufgebrachten Pöbels Preis gegeben!
Der Aberglaube zürnt im Dunkel heiliger Wetter Und
schleudert Fluch und Bann auf Denken mehr als Spötter. Dusch
Anm. Aberglaube ist ohne Zweifel nach dem Lateinischen
Superstitio gebildet worden, daher Aber hier nicht so wohl after, als vielmehr
über bedeutet; Overglivinghe, in einem alten geschriebenen
Wörterbuche. Dieses Wort, welches neuern Ursprunges ist, war den
ältern Jahrhunderten unbekannt. Der alte Übersetzer des Isidor
braucht dafür Dhrugida, spätere Schriftsteller aber
Apostüzlerey, Beyglaube u. s. f. Biglove ist auch noch bey den
Niedersachsen üblich. [
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