Abdanken
, verb. reg. 1. Activum, der bisherigen Dienste entlassen. Seine
Bedienten abdanken. Soldaten abdanken. Ein abgedankter Soldat, Officier. Der
König von Frankreich hat die Parlaments - Räthe abgedankt. Bey der
Reformation wurden die meisten katholischen Geistlichen abgedankt. Einen
Minister abdanken. Nach geendigter Jagd werden die Treiber und Jäger
abgedankt, wenn man sie aus einander gehen läßt. Ja alsdann dankt man
auch wohl den Hund ab, wenn man ihm für seine Dienste schmeichelt, welches
auch ablieben genannt wird. Und dann auch figürlich. Scherz und Lachen
werden abgedankt, man nimmt ein ernsthaftes Gesicht an. Der abgedankte Schild,
Günth. Ein abgedanktes Kleid, ein abgelegtes. Pferde und Wagen abdanken,
abschaffen.2, Neutrum, mit dem Hülfsworte haben. a) Ein Amt, einen Dienst
niederlegen. Der Minister hat abgedanket. Alle seine Leute danken ab. Pitt
dankte aus einem unwürdigen Verdrusse ab, daher erstaunte ganz Europa
über seine Abdankung. Man sagt zwar auch, von einem Amte abdanken; aber am
häufigsten bedienet man sich doch dieses Zeitwortes absolute, und ohne
Beyfügung eines Substantives. b) Abschied nehmen, im weitesten Verstande;
doch im Hochdeutschen nur noch von dem Nachtwächter, wenn er mit
anbrechendem Morgen zum letzten Mahle abruft. Ehedem war es in weiterer
Bedeutung üblich. Der Lazar wird erweckt, und dankt den Würmern ab,
Scultet. c) Eine Versammlung mit Dank für ihre Gegenwart entlassen, ohne
Accusativ. Bey einer Leiche abdanken, die Abdankung thun, welches vermittelt
einer kurzen Rede geschiehet. Im Oberdeutschen sagt man, einer Leiche
abdanken.Anm. Abdanken in der thätigen Bedeutung des Entlassens
führet eigentlich nichts Beleidigendes bey sich, so wie absetzen, welches
allemahl ein Vergehen voraus setzet, und denn auch nur von Würden und
Ehrenstellen gebraucht wird; dagegen abdanken von viel weiterm Umfange der
Bedeutung ist. Man kann auch eben nichts sagen, daß es niedrig wäre;
indessen wird es doch nur von geringern Bedienten, von höhern aber nur
höchstens in der mittlern Schreibart gebraucht. In der höhern, und
von angesehenen Personen wird man allemahl lieber entlassen, und in der
neutralen Bedeutung, sein Amt, seine Stelle niederlegen gebrau-chen. Was die
Etymologie betrifft, so bringt sich der Begriff des Dankes gleichsam von selbst
auf, und in manchen Bedeutungen, z. B. in der letztern neutralen, ist er
unläugbar. Da indessen danken ehedem in mehrern längst veralteten
Bedeutungen vorkam, so kann sich auch eine derselben noch in diesem Worte
erhalten haben. So bedeutete es auch sprechen und sagen, wie die Latein. dicere
und dicare, und so könnte abdanken wohl nach dem Lat. abdicare gebildet
seyn. Wenigstens ist der Begriff des Dankes für geleistete Dienste, oder
für das anvertrauete Amt, in den meisten Bedeutungen so erloschen,
daß der bloße Begriff der Entlassung oder Niederlegung übrig
geblieben ist. Hier in Dresden heißt das äußerste Ende der
Ränitz-Gasse der Abdankeplatz, weil ehedem die Missethäter bis dahin
den Staupbesen bekamen, und dann entlassen wurden. [
17-18]