Schlüpfen
, [
1545-1546] im Oberd. schlupfen, verb.
reg. neutr. mit dem Hülfsworte seyn. Es ist das Intensivum von schliefen, und
ist statt desselben auch im Hochdeutschen üblich, setzet aber wegen der
intensiven Form eine engere Öffnung, mehr windende Bemühung und eine größere
Glätte oder Biegsamkeit des Leibes voraus; sich mit einem glatten oder
biegsamen Körper durch eine enge Öffnung winden, da es denn auch oft in
weiterer Bedeutung für schnell kriechen oder schnell schleichen überhaupt
gebraucht wird. Eine Maus schlüpft in ihr Loch. Durch einen Zaun schlüpfen. Ich
muß meine Vorsicht verdoppeln, daß mein Sieg mir nicht aus den Händen schlüpfe,
unvermerkt entgehe. Wie die sanften Abendwinde durch die Weiden schlüpfen,
Geßn. Im Oberdeutschen gebraucht man es auch von dem Anziehen der
Kleidungsstücke. In die Strümpfe, in den Rock, in die Handschuhe schlupfen, sie
anziehen. So auch das Schlüpfen. Anm. Schon bey dem Ottfried slupfen, im Engl.
to slip, im Nieders. slupen, (wovon Chalouppe, Nieders. Slupe abstammet,)
slipen, slipern, slickern, im Schwed. slipa, welches aber auch schleichen
bedeutet. (
S. Schliefen, dessen Intensivum es ist.) Eine andere
noch im Oberdeutschen völlig gangbare Bedeutung, welche sich gleichfalls auf
den Begriff der glatten Bewegung gründet, und nach welcher schlüpfen,
schlupfen, gleiten ist, ist im Hochdeutschen veraltet; bey dem Ottfried
slipfan, Holländ. slippen, Schwed. slippa, im Latein. ohne Zischlaut labi.
Unser schlüpfrig stammet noch davon her,
S. dasselbe.