das Zeug
, des -es, plur. der doch nur in einigen Bedeutungen üblich ist,
die -e, ein Wort, welches überhaupt theils den Stoff, die Materie, woraus etwas
bereitet wird, theils das Werkzeug, wo mit solches geschiehet, theils aber auch
die verfertigte Sache, und dann in weiterer Bedeutung, ein jedes Ding, eine
jede Sache, bedeutet. Es wird so wohl im männlichen als sächlichen Geschlechte,
obgleich nicht ohne Unterschied gebraucht; allein da das Geschlecht sich nicht
genau nach den eben gedachten Bedeutungen richtet, so muß jedes besonders
abgehandelt werden. Im Hochdeutschen unterscheidet man beyde so: I. Der Zeug im
männlichen Geschlechte. 1. Der Stoff, die Materie, woraus etwas bereitet
worden, oder bereitet werden soll. (a) * Überhaupt; eine Bedeutung, welche man
im Hochdeutschen um der Vieldeutigkeit dieses Wortes Willen veralten lassen.
Der Zeug der Lüste, Opitz.
Denn er kennt wohl den Zeug, der an uns allen Zu finden ist,
es ist ihm unentfallen Wie daß wir nichts als Staub und Asche sind, eben ders.
Ps. 102.
(b) In engerer Bedeutung, da es denn noch in vielen
Handwerken und Gewerben für den Stoff gewisser Art gebraucht wird. So nennen
die Papiermacher die gestampften Lumpen, woraus das Papier verfertiget wird,
den Zeug. Der halbe Zeug sind bey ihnen Lumpen, welche nur ein Mahl gestampfet
worden. Bey den Mäurern heißt der Mörtel an manchen Orten der Zeug, und bey den
Bäckern wird in einigen Oberdeutschen Gegenden auch der Teig der Zeug genannt;
daher der Butterzeug, Mandelzeug, Pasteten-Zeug, Pillenzeug u. s. f. Im
Weinbaue heißen die Weinbeeren, und figürlich auch die Weinstöcke der Zeug, so
wie bey den Buchdruckern die Materialien zu den Schriften, und folglich auch
abgenutzte Schriften, welche wieder eingeschmolzen werden. Und so in vielen
andern Fällen mehr. Besonders (c) im engsten Verstande, ein Gewirk, so fern es
das Materiale, oder der Stoff zu den Kleidungsstücken ist. So wohl überhaupt.
Sich den Zeug zu einem Kleide aussuchen, es sey Tuch oder sonst ein Gewirke.
Als auch, und zwar am häufigsten, im engsten Verstande, da nur gewisse leichte
Gewirke von Leinwand, Seide, Baumwolle oder Wolle, Zeuge genannt werden, und
zwar von den wollenen nur solche, welche entweder nie gewalket werden, oder
doch nur die halbe Walke bekommen. Ein wollener Zeug, seidener Zeug, Sommerzeug
u. s. f. Tuch, Sammet und Leinwand gehören in dieser engsten Bedeutung nicht
unter die Zeuge. In dieser ganzen Bedeutung ist das Wort ein Collectivum, oder
vielmehr ein Materiale, daher der Plural nur von mehrern Arten und Quantitäten
üblich ist. 2. Dasjenige, vermittelst dessen etwas verrichtet wird. Eigentlich
ist es in dieser Bedeutung im Hochdeutschen sächlichen Geschlechtes; allein da
man es im Oberdeutschen in diesem Verstande im männlichen gebraucht, so ist
dieses auch im Hochdeutschen in einigen Fällen üblich geworden. Diese sind: a)
Ein lebloses Hülfsmittel, etwas zu bewerkstelligen. 1. Ein Werkzeug, wo es nur
in einigen Fällen im männlichen Geschlechte gebraucht wird. Besonders im
Bergbaue, wo eine Pumpe und eine jede Wasser-Maschine der Zeug, vollständiger,
der Kunstzeug, Kunstgezeug genannt wird. Den Zeug stellen, stehen lassen.
Ingleichen bey den Jägern, wo theils alle zum Jagen gehörigen Geräthschaften,
theils aber auch nur die Tücher und Netze collective der Zeug heißen. Der
finstere Zeug, die Tücher und Planen; der lichte Zeug, die Netze. Bey den
Bäckern wird ein jedes Gährungsmittel zu den Semmeln, welches weder Sauerteig
noch Bierhefen ist, der Zeug genannt. Auf den Zeug backen, sich dieses Mittels
bedienen. Auch im Kriegswesen wurden das Geschütz und alle übrige
Geräthschaften ehedem der Zeug genannt, welche Bedeutung zwar im Hochdeutschen
veraltet ist, aber doch die Zusammensetzungen Zeughaus, Zeugmeister u. s. f.
zurück gelassen hat. b) * Personen, durch welche man eine Absicht erreicht,
oder etwas verrichtet; als ein Collectivum, folglich ohne Plural. In dieser
Bedeutung wurde ehedem ein Kriegsheer und ein einzelner Theil desselben häufig
der Zeug genannt; in welcher Bedeutung es aber im Hochdeutschen veraltet ist.
Der reisige Zeug, die Reiterey. Ein wohlgerüsteter Zeug zu Roß und zu Fuß, in
dem Deutschen Livius von 1514. So will ich mit dem andern Zeug nachrucken, mit
den andern Truppen, Theuerd. In der Deutschen Bibel kommt diese Bedeutung noch
häufig vor. II. Das Zeug, im sächlichen Geschlechte. 1. Ein mechanisches
Hülfsmittel, etwas zu bewerkstelligen, ein Werkzeug, als ein Collectivum,
folglich ohne Plural, außer in manchen Fällen von mehrern Arten. Es ist in
diesem Verstande im gemeinen Leben sehr häufig, in der anständigern Schreibart
aber gebraucht man es am häufigsten in Zusammensetzungen. Das Hebezeug,
Rüstzeug, Reißzeug, Schreibezeug, Spielzeug, Reitzeug, Pferdezeug u. s. f. In
manchen Fällen wird es von einzelnen Dingen gebraucht, das Fahrzeug, Werkzeug,
Rüstzeug, im figürlichen Verstande u. s. f. Im Oberdeutschen ist es in
[
1697-1698] dieser Bedeutung männlichen Geschlechtes,
welches daher auch häufig in der Deutschen Bibel vorkommt, wo selbst Paulus ein
auserwähltes Rüstzeug genannt wird. 2. Das Geräth, Geräthschaften; nur in
einigen Fällen. So wird leinenes Geräth collective leinen Zeug oder weißes Zeug
genannt. Irdenes, hölzernes, zinnernes u. s. f. Zeug, Geräthe. Das Kopfzeug,
eine Bekleidung des Kopfes. Das Nachtzeug, Nachtgeräth, nächtliche Kleidung,
Tischzeug, Silberzeug. 3. Eine verfertigte Sache, doch nur in weiterer
Bedeutung, ein Ding, eine Sache überhaupt, sie sey von welcher Art sie wolle,
aber nur im verächtlichen Verstande, und auch als ein Collectivum. Liederliches
Zeug, schlechte Dinge, schlechte Geräthschaften. Albernes Zeug reden. Wer hat
ihm dieses Zeug in den Kopf gesetzt? Ja selbst von Personen im gemeinen Leben.
Liederliches Zeug, liederliches Gesindel. Diebeszeug, Zigeunerzeug u. s. f.
Anm. Zeug im Niedersächs. Tütz, im Schwed. Tyg, stammet ohne Zweifel von zeugen
her, so fern es ehedem machen, hervor bringen überhaupt bedeutete, und ist in
so fern mit dem Griech. hier nichtlateinischer Text, siehe Image,
von hier nichtlateinischer Text, siehe Image, hier
nichtlateinischer Text, siehe Image, machen, bereiten, verwandt.
[
1697-1698]